Want to support CHYOA?
Disable your Ad Blocker! Thanks :)

Chapter 4 by Meister U Meister U

What's next?

Zurück im Hotel

Zurück im Hotelzimmer war ich erleichtert, dass wir zwei Einzelbetten hatten. Ich ließ mich auf die Matratze sinken, die mit einem leisen Quietschen nachgab, und fixierte einen Riss in der Deckenstruktur, während die Eindrücke des Tages vor meinen geschlossenen Lidern abspulten: das scharfe Aufschäumen des Halunder Jets, die schmalen Pfade Helgolands, die steilen Stufen zum Oberland – und Kims lachendes Gesicht, als sie vor der Langen Anna posierte, während ich schüchtern daneben stand. Noch immer spürte ich die Hitze, die mir damals in die Wangen geschossen war.

„Mia, du musst echt lernen, lockerer zu werden.“ Kims Stimme riss mich aus dem Gedankenkarussell. Ich drehte den Kopf – und riss ihn sofort wieder herum. Sie stand nackt mitten im Zimmer, sortierte gelassen ihre Kleidung in den Schrank, als gehöre die Blöße zu ihr wie ihre tätowierten Blumenranken am Handgelenk.

„Kim!“ Mein Blick klebte am schmutzig-weißen Wandputz, während mein Puls unruhig hüpfte. „Musst du ausgerechnet jetzt…?“

Ihr Lachen, rau und unbekümmert, ließ mein Zwerchfell zittern. „Wieso? Stört’s dich?“ Sie drehte sich langsam, und selbst ohne hinzusehen spürte ich, wie ihre Augen mich scannten. „Du weißt, ich schlaf nackt. Atmen ohne Stoff – das ist Freiheit pur.“

„Ja, aber…“ Ich nestelte am Saum meines Hoodies, als könne der Stoff mich schützen. „Du bist hier nicht allein!“

„Und?“ Ein Schulterzucken, dann das Poltern der Matratze, als sie sich auf ihr Bett warf. „Mich stört’s nicht, wenn du verpackt bleibst. Soll ich etwa rot werden?“

Mein Seitenblick erhaschte ihre Silhouette: Sie reckte sich wie eine Katze im Sonnenfleck, ihr Körper golden getaucht im Lampenlicht, jede Bewegung selbstvergessen. Eine Göttin der Unbekümmertheit. Ich hingegen verkroch mich tiefer in meine Kapuze, als könnte der Baumwollstoff meine Unsicherheit abschirmen.

„Unmöglich“, murmelte ich zur Decke.

„Sagst du jedes Mal.“ Ihre Stimme klang verschmitzt. „Und magst mich trotzdem.“

Ich presste die Lider zusammen. Sie hatte recht. Ihre Unverfrorenheit war ansteckend – und doch manchmal wie ein Sturm, der mich fortzureißen drohte. Das Rascheln der Bettdecke verriet, dass sie sich zur Wand drehte. Dann Stille.

„Mia.“ Plötzlich war ihr Ton sanft, fast zerbrechlich. „Weißt du, warum ich das mach’?“

Ich öffnete die Augen. Sie lag auf der Seite, das Kinn in die Hand gestützt, ihr Blick ernst. „Weil ich will, dass du dich nicht ständig hinter dir selbst versteckst. Auch nicht vor mir.“

Ich atmete ein, spürte den kühlen Luftzug auf meiner Wange. „Ich kann nicht einfach… alles ablegen. So wie du.“

Ein Lächeln, zärtlich wie ein Sonnenaufgang, erhellte ihr Gesicht. „Musst du ja nicht. Aber probier doch mal, den Reißverschluss deiner Seele ein Stück runterzuziehen. Nur so viel, dass du atmen kannst.“

Ich **** mich, ihr Lächeln zu erwidern, selbst als meine Finger nervös am Hoodie-Band zupften. „Versprochen. Ein Zentimeter.“

Sie schnaubte belustigt, doch ihre Augen funkelten. „Fang ruhig kleiner an. Hauptsache, du hörst auf, dich zu beißen.“

Als sie das Licht löschte, blieb der Duft von Salz in der Luft hängen. Ich starrte in die Dunkelheit, lauschte ihrem gleichmäßigen Atem und fragte mich, ob irgendwo in mir ein Funke ihrer Furchtlosigkeit schlummerte – bereit, vorsichtig zu glimmen.

What's next?

Want to support CHYOA?
Disable your Ad Blocker! Thanks :)