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Chapter 12 by kleinehexe kleinehexe

Ist es vorbei?

Unterwegs

Kraftlos sank ihr Kopf einfach nach unten, als die Hand in ihren Haaren ihn nicht mehr oben hielt. Nur schemenhaft nahm sie wahr, wie sich die Schritte von ihr entfernten und sie auf dem Boden zurückließen. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis sie sich endlich aufraffte und an dem Barhocker nach oben zog. Mit zitternden Händen stütze sie sich auf den Hocker und starrte in das Halbdunkel der Kneipe. Nichts und niemand. Sie kam sich so elendig vor und wollte einfach nur noch weg hier. Langsam löste sie sich vom Hocker und torkelt auf immer noch schwachen Beinen zur Tür. Obwohl sie sich am liebsten sofort an Ort und Stelle übergeben hätte, schaffte sie es tatsächlich ins Freie. Das grelle Tageslicht blendete sie, während sie bedächtig zu ihrem Rad schwankte. Sie war froh, dass die heruntergekommene Gasse der Altstadt zu dieser Tageszeit menschenleer war, als sie ihr Rad klappernd über das alte Pflaster schob.

Immer wieder jagten ihr Fetzen von Gedanken über das gerade erlebte durch den Kopf und warfen permanent neue Fragen auf. Was war da gerade passiert? Wie konnte das gerade nur geschehen und warum hatte sie es nur zugelassen? Und woher kam ihre Ohnmacht gegenüber seiner dominanten Art? So war es bereits weit nach Mittag, als sie endlich daheim ankam. Sie verspürte keinen Hunger und ging ohne Umweg direkt durchs Wohnzimmer auf die Terrasse. Mit leerem Blick starrte sie in den Garten und grübelte. Ihr Kopfkino wollte einfach nicht enden und raubte ihr mehr und mehr den Verstand. Erst der Signalton ihres Handys vermochte sie aus dem Tagtraum zu reißen.

Sie entsperrte das Gerät und öffnete die neue Nachricht. Fassungslos sah sie in dem angehängten Video im Display sich selbst, den Schwanz des Fremden vor ihrem Gesicht wichsend. Sie schloss die Augen, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. Sollte das denn niemals enden? Und was kommt als Nächstes? Das Handy glitt aus ihrer kraftlosen Hand, die sich mit der anderen gemeinsam vor ihr Gesicht legten, als wollten sie sie beschützen.

Nach einer langen ausgiebigen Dusche und dem Wechsel in frische Sachen machte sie sich schließlich am frühen Nachmittag auf den Weg ins Jugendzentrum. Eigentlich hatte sie nach dem Erlebnis des Vormittags keine Lust mehr auf den Termin, aber es nützte nichts. Sowohl die bevorstehenden Projekte als auch die bestehenden Probleme mussten dringend abgestimmt und besprochen werden. Der triste Flachbau lag mitten in der Vorstadt, umzingelt von einem Meer aus Sozialwohnungen in noch kargeren Plattenbauten. Es war eine dieser Gegenden, aus welcher jeder, der es sich leisten konnte, wegzog. Die dort zurückgelassen bekamen dann Gesellschaft von meist sozial noch schwächeren oder Flüchtlingen, denen die Unterkünfte einfach zugewiesen worden waren. Fast zwei Stunden lang beratschlagte sie mit den anwesenden Sozialarbeitern die laufenden und geplanten Projekte, welche sich größtenteils mit Themen Integration, Jugendförderung, Jugendkriminalität und Suchtprävention befassten. Allen am Tisch waren sich bewusst, dass der sich immer wieder schließende Teufelskreis von Perspektivlosigkeit, Kriminalität und Sucht nur durchbrochen werden konnte, indem man besonders den Jugendlichen Auswege und Alternativen aufzeigte und anbot. Glücklich über das konstruktive Meeting, aber auch erschöpft, machte sie sich schließlich auf den halbstündigen Heimweg mit ihrem Rad.

Vorbei an den trostlosen Wohnblocks, deren einziger Schmuck riesige Graffitis waren, radelte sie die Straße entlang. Als sie an einer Kreuzung abbog, sah sie neben der Stellfläche von Müllcontainern zwei junge Männer, welche mit einem Dritten scheinbar sprachen. Noch beim Näherkommen konnte sie sehen, wie zwischen ihnen etwas ausgetauscht wurde. Auch wenn sie eigentlich keine Ahnung von **** hatte, war ihr natürlich klar, was hier gerade passierte und hielt an. Sie stieg vom Rad und sprach die 3 an, während sie auf sie zu ging. "Was macht ihr hier?"

Der Dritte sprintete unvermittelt los, als er sie sah und ließ die beiden zurück. "Ich habe gefragt, was ihr hier macht?" Die beiden völlig überraschten, welche sie beim genauen Hinsehen als Nordafrikaner und noch nicht volljährig einschätzte, sahen sie überrascht an. Es dauerte aber nur einen Augenblick, bis der Erste seine Fassung wiedergewann. Mit einer Hand packte er sie am Hals und mit der anderen hielt er ihr sofort ein Messer an die Kehle.

"Was? Was willst Du, Bitch?", fragte er mit starkem Akzent und drängte sie gegen die Einhausung der Mülltonnen. "Was bist Du? Läufts hier rum wie ein Pinguin" Bei diesen Worten ließ er die Hand von ihrem Hals hinab auf ihre Brust gleiten und begann diese hart zu kneten. Ohnmächtig und starr vor Angst, mit dem Messer an ihrer Kehle, ließ sie es fassungslos geschehen. Damit hatte sie nicht gerechnet und ihr war klar, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Fieberhaft suchte sie nach einem Ausweg aus dieser gefährlichen Situation.

"Eh, die Bullen!" machte sich der andere plötzlich bemerkbar und stieß ihren Angreifer an. Dieser packte sie und stieß sie zu Boden. Sie drehte sich im Fallen einmal um sich selbst, bevor er ihr zum Abschied noch kräftig in die Seite trat. "Nächstes Mal, Bitch!"

Benommen vor **** rollte sie sich herum und sah in den wolkenlosen Sommerhimmel. Es dauerte eine Weile, bis sie in die Gesichter zweier Polizisten über sich blickte. Der eine von ihnen, der einen Schnurrbart trug und eher an einen preußischen Beamten erinnerte, sprach sie an. "Alles in Ordnung mit Ihnen?" während der andere, ein ziemlich Dicker, mit rundem Gesicht sich neben sie hockte. "Können Sie aufstehen?", fragte er sie. Gemeinsam halfen sie ihr langsam auf die Beine, während sie sich noch benommen die Rippen hielt. "Was ist passiert? Haben Sie zu viel getrunken?"

"Ich hab nichts getrunken! Ich war mit dem Rad unterwegs und da waren diese beiden Drogendealer, die einem was verkaufen wollten. Ich hab sie angesprochen und plötzlich hatte ich ein Messer an der Kehle."

"Also, hier ist niemand. Und hier ist auch kein Messer. Sind Sie sich sicher, dass sie nicht nur mit dem Rad gestürzt sind?", meinte der mit dem Schnurrbart, während der Dicke hinzufügte "Vielleicht wäre es ja besser, Sie würden in Zukunft beim Radfahren einen Helm tragen. Soll ich einen Krankenwagen für Sie rufen?"

"Wollen sie mir etwa sagen, ich hätte mir das nur eingebildet?"

"Wissen Sie, auch wenn Sie Pastorin sind, niemand hat den lieben Gott als Beifahrer. Und schon gar nicht auf dem Fahrrad. Also das nächste Mal bitte Helm auf!"

"He, ich hab mir das nicht eingebildet!" fuhr sie den Dicken an.

"Also wollen sie jetzt einen Arzt, oder nicht?", fragte der Dicke nochmals genervt nach.

"Nein!" Mit diesen Worten ging sie frustriert zum Rad. Sie verstand nicht, warum die beiden ihr nicht glauben wollten.

Sie stieg auf und verabschiedete sich mit "Auf solch eine Hilfe können die Bürger dieser Stadt gern verzichten!"

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