Streetworker

„Brauchen Sie Hilfe, Miss“, fragt einer von ihnen höflich. Das Mädchen spürt weiterhin einen dicken Kloß im Hals und versucht nicht erneut in Tränen auszubrechen. Deswegen starrt sie weiterhin stumm ins Schaufenster und schüttelt bloß den Kopf. „Sie sehen aber aus, als ob sie Hilfe bräuchten. Sind sie von zu Hause fortgelaufen? Brauchen sie vielleicht Geld? Oder vielleicht etwas zu essen? Haben Sie Hunger?“ Dieses Mal nickt das Mädchen bloß mit dem Kopf.

„Na, da haben sie ja wirklich Glück, dass Sie uns getroffen haben“, sagt der eine Mann und legt seine Hand auf ihre Schulter. Das junge Mädchen dreht sich um und sieht die beiden schwarzen Männer erstaunt an. Sie findet, dass die Typen auf den ersten Blick irgendwie nicht besonders vertrauenswürdig aussehen. Der eine hat lange Rasta-Locken, der andere starke Muskeln wie ein Bulle.

„Sind Sie Streetworker oder so etwas ähnliches?“ fragt sie einer plötzlichen Eingebung folgend und bemüht sich dabei krampfhaft um eine halbwegs feste Stimme. „Streetworker? Ja klar, so etwas ähnliches“, antwortet der Mann mit den Rasta-Locken, wobei ein Lächeln über sein Gesicht huscht. „Ich bin Leroy, und das hier ist mein Kumpel Mustafa. Wir lesen ziellos umherirrende Mädchen wie Sie von der Straße auf, geben ihnen ein Zuhause und helfen ihnen den richtigen Weg zu finden.“ Das Mädchen bemüht sich nun doch um ein tapferes Lächeln.

„Oh, das finde ich sehr ehrenwert von ihnen, anderen Menschen helfen zu wollen“, meint sie ehrlich beeindruckt. Leroy legt seinen Arm um die schlanke Hüfte des Mädchens und zieht sie sanft mit sich fort. „Ja, so sind wir“, meint er. „Kommen Sie doch einfach mit uns. Wir wohnen hier gleich um die Ecke, da wartet ein warmes Bad und ein gutes Frühstück auf Sie.“ Dankbar lässt sich das Mädchen von den beiden Schwarzen mitnehmen. Sie ist froh, dass sie in ihrer Not und in ihrem Elend so schnell jemanden gefunden hat, der sich erst einmal um sie kümmern wird …