Simone wird fündig

Simone wurde langsam ungehalten. Sie war es nicht gewohnt, dass man sie derart lange warten ließ. Auch, dass sie von Tim den ganzen Tag über noch nichts gehört hatte, trug nicht gerade zu ihrem Wohlbefinden bei. Irgendwann hielt sie es auf ihrem Stuhl nicht mehr aus und begann, im Büro herumzustreifen.

Die Damen an den Wänden waren bereits gute Bekannte. Sie sahen gut aus, waren gut gekleidet, aber die Fotos wirkten irgendwie gestellt und hatten die Ausstrahlung technischer Aufnahmen. Weshalb hängte man sich schlechte Fotos mäßig begabter Models and die Wände?

Schließlich wurde sie auf den Stapel von Hochglanzmagazinen auf dem Couchtisch aufmerksam. Sie dachte an ihren letzten Arztbesuch. Man hatte Unregelmäßigkeiten in ihrem Blutbild festgestellt und alle möglichen Untersuchungen an ihr vorgenommen. Während sie mit einem flauen Gefühl im Magen auf die Ergebnisse wartete, hatte sie ähnlich lustlos wie jetzt begonnen, die zur Zerstreuung angebotenen Magazine zu studieren.

Damals war alles gutgegangen und sie versuchte sich selbst Mut zu machen, indem sie sich immer wieder versicherte, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, hierher zu kommen, als eine Entdeckung all ihre bösen Vorahnungen erneut verstärkte.

Unmittelbar unter einer Zeitschrift über Garten- und Haustierpflege stieß sie auf ein kleinformatiges dünnes Heftchen, dessen Titelbild sofort ihre Aufmerksamkeit auf sich zog, grinste ihr doch die Vorzimmerdame von vorhin entgegen. Sie trug ein Kleidchen, das den in anderen Gegenden der Welt üblichen Schuluniformen glich. Nur, dass in diesem Fall das an sich schon arg kurze Röckchen weit über die Knie hochgerutscht war. Zudem war die an sich unschuldige weiße Bluse so weit aufgeknöpft, dass eine gar nicht schulmädchenhafte Brust hervorquoll.

„Neugierige Schulmädchen 5“ Prangte über dem Foto. Darunter stand: „Monika muss nachsitzen“

Simone drehte das Heft um und sah einige kleinere Bilder von Monika in wesentlich freizügigeren Stellungen als auf der Vorderseite. Unter den Bildchen stand ein Copyright-Vermerk.

„Justine – Verlag. Alle Darsteller sind älter als 18 Jahre“

Sie blätterte durch das Magazin und sah, wie sich Monika mehr und mehr entkleidete. Neben den Bildern gab es mehrsprachige Beischriften, die Simone unter anderen Umständen komisch gefunden hätte.

Bereits auf Seite 2 war es so weit, dass das Mädchen, das auf einer altmodischen Schulbank saß „… von ihrer unbändigen Lust übermannt wurde“. Sie hatte ihre Beine gespreizt, das Röckchen hochgeschoben und sich einen Bleistift in die Muschi geschoben. Das Höschen baumelte vom rechten Fußknöchel.

Auf den nächsten Seiten kam dann ein älterer Herr dazu, der Monika dabei half, „… das Feuer ihrer Leidenschaft zu löschen“. Großaufnahmen der miteinander verbunden Geschlechtsteile, das Mädchen, das lüstern die Augen rollt, schließlich das spermaverschmierte Gesicht einer zufriedenen Schülerin.

Natürlich kannte Simone Pornos aus dem Internet. Heftchen wie dieses hatte sie einmal in einem Versteck ihres Vaters aufgespürt. Der Vorteil solcher Magazine war, wie Simone fand, dass man den Beitext einfach ignorieren konnte. Etwas, das bei dem abgründigen Gestöhne und schwachsinnigen Gelabere auf herkömmlichen Pornoclips nicht so einfach möglich war.

Simone hatte längst festgestellt, dass beides, Magazine und Filme, sie völlig kalt ließen. Ihr genügte für ihre einsamen Spielchen unter der Bettdecke oder, so wie letztens, unter der Dusche, völlig ihre eigene Fantasie.

Aber – was machte ein solches Heftchen hier. Und dann „Justine – Verlag“! Was sie sich, wenn sie ehrlich mit sich war, von Anfang an gedacht hatte, schien sich nun zu bestätigen. Die letzten Zweifel, worum es sich bei „leichten Nebentätigkeiten“ handelte, wurden durch die Mitwirkung der Vorzimmerdame ausgeräumt.

Simone legte das Magazin sorgfältig auf seinen Platz zurück. Es konnte kein Zufall sein, dass sie das Pornoheftchen hier gefunden hatte. Sie blickte sich im Büro um und suchte nach Kameras. Sie war sich sicher, dass man ihr eine Falle gestellt und sie die ganze Zeit beobachtet hatte.

Entschlossen, den Zuschauern keine weitere Show zu bieten, setzte sich wieder auf den Besucherstuhl. Sie war sich darüber klar, dass es nun eigentlich an der Zeit war, so schnell wie möglich das Weite zu suchen. Dennoch saß sie hier und spielte das Spiel weiter mit.