Trennung von Waltraud

Die nächsten Monate waren die schlimmsten meines ganzen Lebens. Als ich aus dem Krankenhaus nach Hause in die Wohnung kam, war Waltraud fort. Erst am nächsten Tag erhielt ich einen Anruf von ihrer besten Freundin, die mir mitteilte, dass Waltraud bei ihr und am Boden zerstört sei. Auf ihre Frage, ob ich mit Waltraud sprechen würde, antwortete ich, dass ich mich von ihr scheiden lassen wolle und sie alles Notwendige mit meinem Anwalt besprechen solle. Daraufhin hörte ich ein aufgeregtes Tuscheln am Telefon. Waltrauds Freundin versuchte mich noch von meinem Vorhaben abzubringen und schlug stattdessen eine Eheberatung vor, die ich jedoch ebenso wie eine persönliche Aussprache geradewegs ablehnte.

In den folgenden Tagen und Wochen leitete ich die rasche Scheidung von Waltraud ein, kündigte unsere bisherige gemeinsame Wohnung und auch meine Arbeitsstelle und suchte mir stattdessen heimlich einen neuen Arbeitsplatz und eine neue Wohnung in einer anderen Stadt. Mit Lisa traf ich mich in dieser Zeit noch zweimal. Als sie hörte, dass ich noch Zeit bräuchte, erst über meine gescheiterte Ehe hinwegkommen müsse und dazu in eine andere Stadt ziehen würde, war sie zwar sehr enttäuscht, zeigte jedoch letztendlich Verständnis für meine Lage. Mit Waltraud traf ich mich hingegen nur noch ein einziges Mal im Beisein unserer Anwälte, um die noch ungeklärten Modalitäten unserer Scheidung zu regeln. Sie sprach dabei nicht viel und trug eine dunkle Sonnenbrille, die ihre Augen verdeckte.

Drei Monate später trat ich dann endlich meine neue Stelle in einer anderen Stadt an. Ich stürzte mich regelrecht in meine Arbeit und machte so viele Überstunden, so dass für mein Privatleben kaum mehr Zeit übrig blieb. Lediglich am Abend besuchte ich häufiger eine lauschige Bar ganz in der Nähe meiner Wohnung, wenn ich die Einsamkeit alleine nicht mehr aushielt, was leider häufiger der Fall war. Für eine neue Beziehung war ich auch jetzt noch nicht bereit, obwohl bereits einige meiner Arbeitskolleginnen ihr offenkundiges Interesse an mir erkennen ließen. So saß ich eines Abends wieder alleine an meinem Stammtisch in der Bar und trank in Gedanken versunken mein Bier, als ich plötzlich eine Stimme vernahm: „Hätten Sie vielleicht Lust auf etwas Gesellschaft?“