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Chapter 7
by Taleweaver
Was wird Sakura weiteres entdecken?
Kapitel 6
Kapitel 6
„Noch ein Onigiri, Tsukamu-san?“
Hitomi hob lächelnd die Hände. „Danke, Futokoro-san“, lehnte sie mit einer leichten Verneigung ab, „ich habe ihre Gastfreundschaft nun schon lange genug genossen. Mehr wäre unhöflich.“
Frau Futokoro hielt dem schwarzhaarigen Mädchen die Schüssel näher hin. „Aber wirklich“, meinte sie, „wir haben noch genug zu Essen im Haus. Und das letzte Bällchen gehört traditionell dem Gast.“
„Danke“, meinte Hitomi abermals, „aber ich hatte wirklich viel zu essen, und der Tee war auch ausgezeichnet. Ich glaube nicht, daß ich noch einen Bissen herunterbekomme.“
„Dann könnte ich es dir einpacken“, schlug die Frau vor. „Onigiri kann man wunderbar aufwärmen, wenn man sie im Reiskocher auf kleinster Stufe dämpft und...“
„Wir sind fertig, Okaa-san“, unterbrach Tsukune gereizt die Ausführungen ihrer Mutter, „und wir müssen gleich weg. Wir haben Sakura versprochen, heute noch bei ihr vorbeizuschauen.“
Das Gesicht Frau Futokoros weitete sich erstaunt. „Sakura?“ wollte sie wissen. „Noch eine Schulfreundin? Oh, du mußt sie mir unbedingt vorstellen.“
Seufzend verdrehte das gutgebaute Mädchen die Augen. „Ein anderes Mal, Okaa-san“, brummte sie, faßte Hitomi bei der Hand und zerrte sie aus der Küche. Draußen im Gang warf sie ihr ihre Weste und die Schultasche zu, schlupfte in ihre eigene Weste und öffnete die Tür.
„Kommt gut wieder heim!“ klang die Stimme ihrer Mutter zu den Mädchen.
„Wir gehen dann!“ antwortete Tsukune, dann schubste sie Hitomi aus der Wohnung und knallte die Tür hinter ihr zu.
„Ich wußte gar nicht“, meinte das schwarzhaarige Mädchen, während sie den Aufzugknopf betätigte, „daß du schon mit Sakura gesprochen hattest.“
„Hatte ich auch nicht“, eröffnete ihr Tsukune. „Aber Mama ist immer so was von aufdringlich mit ihrer Gastfreundschaft – wenn man ihr nicht den Saft abdreht, dann bewirtet sie einen bis Mitternacht und darüber hinaus. Du wärst heute nicht mehr aus der Wohnung gekommen, glaub mir.“
Hitomi verzog das Gesicht. „Ich finde deine Mutter sehr nett“, widersprach sie leicht, „und es hätte mir nichts ausgemacht, noch ein bißchen zu bleiben.“
In diesem Moment öffnete sich die Aufzugstür vor den Mädchen, und sie stiegen ein. „Sei's drum“, wiegelte Tsukune ab, „jetzt, wo wir draußen sind, können wir auch wirklich mal schauen, was Sakura macht.“ Sie öffnete ihre Handtasche und zog ihr Handy hervor. Bis der Aufzug unten angekommen war, hatte sie die Nummer in ihrer gespeicherten Liste gefunden und angewählt.
Während die beiden aus dem Wohnblock traten, preßte das gutgebaute Mädchen ihr Mobiltelefon ans Ohr. Eine ganze Zeit lang hörte sie gar nichts, dann ein Freizeichen, und schließlich meldete sich eine angenehme, weibliche Stimme. „Hallo?“
„Guten Tag“, antwortete Tsukune, „hier Futokoro. Sakura, bist du es?“
„Nein“, war die Antwort, „hier ist Shitanko Koufun, Sakuras Mutter. Mit wem spreche ich?“
Das gutgebaute Mädchen richtete sich etwas auf. „Tsukune Futokoro“, sagte sie, „eine Schulfreundin Sakuras. Ist ihre Tochter zu sprechen?“
„Sakura ist nicht daheim“, kam die Stimme zurück. „Sie hat ihr Handy aber dabei. Haben sie ihre Handynummer?“
„Die habe ich eben angerufen“, gab Tsukune zur Antwort.
„Dann hat sie wohl gerade keinen Empfang“, ertönte Frau Koufuns Stimme. „Sakura hat eine Rufumleitung auf unser Haustelefon, wenn ihr Handy ausgeschaltet oder nicht empfangsbereit ist. Wollen sie es vielleicht später noch einmal versuchen? Sakura meinte, sie wäre so um sieben zuhause.“
Tsukune überlebte einen Moment. „Hat sie was gesagt, wo sie zu erreichen ist?“ wollte sie dann wissen.
„Sie meinte, sie wollte in die Universitätsklinik fahren“, kam die Antwort. „Ein Krankenbesuch oder so was in der Art. Aber ich glaube nicht, daß sie da zu erreichen ist.“
„Ah, danke!“ Tsukune grinste. „Sie haben mir sehr geholfen, Koufun-san; wiederhören!“ Mit diesen Worten beendete sie die Verbindung, ließ das Handy sinken und blickte zu ihrer Freundin.
„Und?“ wollte Hitomi wissen.
Das gutgebaute Mädchen grinste immer noch. „Sakura war übereifrig wie immer“, erklärte sie. „Sie ist anscheinend schon ins Universitätskrankenhaus vorgefahren. Wollte uns wohl damit überraschen, daß sie unsere Patientenakten schon vor uns gesehen hat.“
„Oha.“ Das schwarzhaarige Mädchen sah überrascht auf. „Und was machen wir jetzt?“
„Na was wohl?“ gab Tsukune zurück. „Wir gehen ihr nach. Die Uniklinik ist gerade mal fünfzehn Minuten zu Fuß von hier weg, und ich bin sicher, da gibt es ein Archiv oder so was für sechzehn Jahre alte Akten. Da werden wir sie finden.“
Es war in Sakuras Augen mehr als erstaunlich, wie viel Autorität einem so ein einfacher weißer Arztkittel verleihen konnte.
Obwohl sie nur ein Mädchen von siebzehn Jahren war und auch so aussah, hatte niemand auch nur näher hingesehen, als sie zur Tür der Verwaltung getreten war und sie mit ihrer frisch erworbenen Schlüsselkarte geöffnet hatte. Im Gang, welchen sie danach betreten hatte, war niemand gewesen, ebenso im kleinen Büro, das ein Fenster in den Gang hinein hatte und welches wohl gewöhnlich zur Anmeldung diente. Der Freitagnachmittag schien kein besonders fleißiger Tag in diesem Krankenhaus zu sein.
Schilder neben den Türen wiesen die Räume, die links und rechts am Gang langen, in ihrer Funktion aus, so daß es für Sakura nicht schwierig gewesen war, das „Patientenarchiv“ zu finden. Ihre Schlüsselkarte hatte die Tür rasch geöffnet, und sie hatte sich in dem Raum, der mit Aktenschränken gut gefüllt war, in Ruhe umsehen können. Das war auch nötig gewesen, denn allem Anschein nach wurden hier die Daten der letzten zwanzig Jahre aufbewahrt. Das blonde Mädchen hatte alleine eine Viertelstunde gebraucht, um überhaupt den Ort zu finden, wo die Akten ihres Jahrgangs aufbewahrt wurden, und nochmals zehn Minuten waren vergangen, ehe sie das System verstanden hatte, nachdem die Ablagen innerhalb des Jahrgangs gemacht worden waren.
Nun stand sie an einem kleinen Tisch und durchsuchte die Akten der Säuglingsstation von 1986 nach den Namen Koufun, Tsukamu und Futokoro.
Die Suche war sogar noch langwieriger, als Sakura sich das vorgestellt hatte. Nicht nur, daß sie unter unzähligen Namen die richtigen finden mußte, sie stand auch noch vor der heldenhaften Aufgabe, die Kritzelschrift verschiedener Ärzte entziffern zu müssen. Leute, die mit ihrer Sauklaue nach Ansicht des blonden Mädchens schon in der Grundschule gescheitert wären, waren heutzutage akademische Großverdiener – diese Ungerechtigkeit ärgerte sie über alle Maßen.
Schließlich jedoch wurde sie fündig: Shitanko Koufun – der Name ihrer Mutter. Ein kurzer Blick versicherte sie darüber, daß es Akten über eine Geburt waren; Angaben wie „Geburtsgewicht“ und „Geburtszeitpunkt“ im Inneren waren nicht schwer zu deuten. Nun galt es nur noch, Hitomis Akten zu finden und zu hoffen, daß sie etwas über Tsukune entdecken konnte. Hätte sie wenigstens das Geburtsdatum der beiden anderen Mädchen gewußt, wäre das deutlich einfacher und vor allem sicherer gewesen. Überraschenderweise entdeckte sie jedoch nur kurze Zeit später die Akten einer Kogata Futokoro, neunzehn Jahre alt, die am 31. August 1986 ein Mädchen namens Tsukune geboren hatte. Erfreut legte sie die Akten zu ihren und blätterte weiter im Ordner, um auch Hitomis Unterlagen zu holen. Allerdings wurde sie dort nicht mehr fündig, und erst im hinteren Teil des letzten Ordners für 1986 entdeckte sie, wonach sie gesucht hatte: Aigou Tsukamu, Geburtstermin 12. Dezember 1986, Tochter Hitomi.
Mit sich selbst zufrieden packte sie die Ordner wieder ins Regal zurück, klemmte sich die Akten unter den Arm und verließ das Archiv. Die beiden anderen würden nicht schlecht staunen, wenn sie mit ihrem Fund bei ihnen auftauchte und Hitomis Vermutung bestätigen konnte. Gutgelaunt drückte sie den Öffner der Tür, die aus dem Verwaltungstrakt zurück in die Lobby des Krankenhauses führte und wollte eben in Richtung Ausgang marschieren, als...
„Aber da ist sie ja!!“
Entsetzt blickte Sakura zum Informationsstand, wo Tsukune und Hitomi anscheinend eben im Gespräch mit ausgerechnet der älteren Frau waren, die schon ihr heute Auskunft gegeben hatte. Das gutgebaute Mädchen deutete eben zu ihr und winkte ihr heftig zu. „Sakura“, rief sie, „wir sind hier drüüüüben!“
Reichlich verblüfft blickte auch die Frau vom Informationsstand auf das blonde Mädchen, das eben aus dem Verwaltungstrakt gekommen war, während die beiden anderen Schülerinnen auf sie zuliefen. „Ich wußte doch“, rief Tsukune, „daß wir dich hier finden würden. Stell dir vor, die Frau da hat eben gemeint, du wärst sicherlich nicht mehr hier, weil das Archiv da vorne in der Verwaltung sei und man da nicht einfach so hinkann.“
„Und kaum, als sie das gesagt hat“, lachte Hitomi, „kamst du durch die Tür rausmarschiert.“ Sie musterte Sakuras Arztkittel überrascht. „Hm, muß man so was anziehen, wenn man da rein will?“
„Es ist ein bißchen anders“, murmelte das blonde Mädchen leise, während sie versuchte, ihre Freundinnen unauffällig in Richtung Ausgang zu ziehen. „Auf jeden Fall, ich hab die Unterlagen über uns gefunden, gehen wir, ja?“
„Schauen wir sie uns doch gleich hier an“, schlug Hitomi vor. „Ich bin wirklich gespannt was drinnen steht.“
Sakura wand sich ein wenig. „Das geht nicht“, meinte sie unangenehm berührt, „wir müssen das zuhause machen, ja?“
Mißtrauisch legte Tsukune den Kopf zur Seite. „Wieso zuhause?“ wollte sie wissen. „Hast du was angestellt?“
„Ich erklär's euch gleich, ja?“
„Ja, eine Erklärung wäre vielleicht angebracht“, brummte der Mann vom Sicherheitsdienst des Krankenhauses mit tiefer Stimme, als er Sakura eine Hand auf die Schulter legte, daß das Mädchen erschrocken zusammenfuhr.
„Uh oh...“
„Unbefugtes Betreten eines Sicherheitsbereichs, Diebstahl einer Zugangskarte UND versuchter Diebstahl vertraulicher Akten! Meine jungen Damen, sie werden gehörige Probleme bekommen!“
Tsukune schluckte. „Aber wir waren doch gar nicht dabei“, versuchte sie zaghaft einzuwerfen, „das war doch alles...“
Die Frau von der Informationsstelle sah sie finster an. „Anstiftung ist auch nicht besser“, fuhr sie dem gutgebauten Mädchen über den Mund. „Wirklich, die Mutproben bei euch Schülern werden auch immer absonderlicher. Was kommt als nächstes, Einbruch in ein Polizeirevier? Ihr solltet euch schämen!“
„Sie haben aber wirklich nichts damit zu tun“, erhob Sakura leise die Stimme. „Das war alleine meine Idee, daß ich ins Archiv gegangen bin. Wir... wir hatten zwar darüber geredet, daß wir uns die Akten hier ansehen, aber die zwei hier wußten nicht, daß ich...“
„Das können sie alles dem Institutsleiter erzählen, Koufun“, unterbrach die ältere Frau sie, während sie die Tür aufschloß, auf die sie eben zugelaufen waren. „Das hier ist sein Büro. Sie alle drei werden da drinnen auf ihn warten, verstanden? Der Sicherheitsdienst wird draußen aufpassen, also denken sie nicht mal dran, fortzulaufen. Und drinnen wird nichts angestellt! Ich informiere inzwischen ihre Eltern.“ Mit diesen Worten stieß sie die drei Freundinnen in den Raum.
Das Büro des Klinikleiters war ein großer, geräumiger Raum mit einem beeindruckenden Schreibtisch aus Teakholz, auf dem ein hochmoderner Tischcomputer und ein Telefon mit Gegensprechanlage standen. Ein breiter Ledersessel war die Sitzgelegenheit am Tisch, darüber hinaus befand sich eine kleinere, einfachere Sitzgruppe im Halbkreis vor dem Schreibtisch angeordnet. Sehr teure, stilvolle Regale mit unzähligen medizinischen Nachschlagewerken schmücken die Wände des Büros, und die hintere Wand zierte das Gemälde einer sanft lächelnden Frau mit gefalteten Händen.
Tsukune betrachtete das Bild eingehend, ehe sie sich an Hitomi wendete. „Denkst du, das ist echt?“ wollte sie wissen.
Das schwarzhaarige Mädchen sah näher hin. „Das ist die Mona Lisa“, meinte sie dann leicht seufzend.
„Das weiß ich auch“, gab Tsukune zurück, „aber ich wollte wissen, ob es die echte ist.“
„Die echte Mona Lisa hängt in Paris, du Kulturbanause“, fuhr Hitomi sie an, „da wird sie wohl kaum zugleich in einem Büro in Tokio sein können. Ehrlich, manchmal glaube ich bei dir, du wärst mit den Gedanken irgendwo...“
Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment öffnete sich die Tür, durch welche die Mädchen das Büro betreten hatten, und herein trat ein gebeugt und am Stock gehender, untersetzter Mann mit schlohweißem Haar, das nur noch an den Seiten seines Kopfes etwas herabhing. Er war in einen weißen, offenen Arztkittel gekleidet und trug darunter einen offensichtlich teuren Anzug. Er hatte die sechzig bereits deutlich überschritten, doch seine kleinen, vogelartigen Augen sahen noch sehr wach aus. Durch die Gläser einer kleinen runden Brille mit Goldrand blickte er mißmutig über die drei Freundinnen, während er hinter sich die Türe schloß.
„Hier haben wir also die Delinquentinnen“, meinte er scharf, „von denen ich gehört habe.“
„Es... es tut mir leid“, wollte Sakura beginnen, doch der Mann schnitt ihr sofort das Wort ab: „Zu meiner Zeit hat man sich erst vorgestellt“, fuhr er das Mädchen an, „ehe man mit der Unterhaltung beginnt. Mein Name ist Professor Toku Imagawa, und ihr seid?“
Das blonde Mädchen schluckte. „Sakura Koufun“, stotterte sie.
„Tsukune Futokoro“, fügte das gutgebaute Mädchen hinzu.
„Hitomi Tsukamu“, ergänzte das zierliche Mädchen.
„Aha.“
Langsam trat der Professor auf Sakura zu und deutete auf die Akten, die sie noch unter dem Arm trug. „Das sind die Papiere, die du entwendet hast?“ fragte er.
Das blonde Mädchen nickte. „Ja... a... aber ich wollte sie nicht stehlen“, versuchte sie sich zu verteidigen. „Wir wollten nur hineinsehen.“
„Dann hättet ihr auch einen Termin vereinbaren können“, gab Imagawa zurück, während er die Papiere an sich nahm und kurz die Titel überflog. „Was ist das, die Krankenakten eurer Mütter?“
„So ungefähr“, erklärte Sakura. „Es sind die Patientenakten, die bei unseren Geburten angelegt wurden.“
Der Arzt sah sie über den Brillenrand hinweg etwas skeptisch an. „Was wolltet ihr damit?“ fragte er scharf.
Das blonde Mädchen schluckte. „Wir... wir...“
„Wir wollten schauen“, ließ sich plötzlich Tsukune hören, „ob wir nicht Halbschwestern sind.“
„Halbschwestern?“ Der Professor warf einen Blick auf sie, der vor allem darum reichlich mißtrauisch war, weil sowohl Sakura als auch Hitomi verblüfft zu ihrer Freundin herübergeschaut hatten, als sie damit herausgeplatzt war.
Das gutgebaute Mädchen nickte heftig. „Wir haben uns erst in diesem Schuljahr kennengelernt“, sprudelte es aus ihr heraus, „und wir haben schon gemerkt, daß wir ganz viele Gemeinsamkeiten haben. Na ja, und unsere Mütter haben nie mit uns über unsere leiblichen Väter gesprochen, und da dachten wir, vielleicht sind wir ja miteinander verwandt und wissen es nicht. Und da sind wir auf die Idee gekommen, in den Akten nach dem Namen der Väter zu schauen, und da unsere Mütter nichts davon wissen sollen, daß wir danach suchen, haben wir es eben geheim machen müssen.“
Sakura wollte den Mund öffnen, doch Hitomi kam ihr zuvor: „Genau so war es“, stimmte sie eilig zu. „Unsere Mütter sind zum zweiten Mal verheiratet, und wir wollten bestimmt niemandem Schaden zufügen, aber wir müssen doch wissen, woher wir kommen.“
„Eure Ahnenforschung in allen Ehren“, meinte der Arzt etwas sanfter, „aber mit eurem Streich habt ihr ganz schön Trubel verursacht. Dieses Krankenhaus hat viele Sicherheitsbereiche, und die heißen deswegen so, weil man besondere Sicherheitsvorkehrungen treffen muß, ehe man hinein oder hinaus geht. Immerhin werden hier schwere, teilweise auch ansteckende Krankheiten behandelt, da kann nicht jeder einfach so überall herumspazieren.“ Er zog aus der Brusttasche seines Kittels ein kleines Röhrchen hinaus, in dem mehrere Wattestäbchen steckten. „Ich werde euch auf einige Krankheiten untersuchen müssen, ehe ich euch gehen lassen kann.“
„Was?“ Hitomi war entsetzt. „Aber wir zwei waren doch gar nicht in irgend einem Sicherheitsbereich. Das war nur Sakura!“
„Und ich war nur in der Verwaltung“, fügte das blonde Mädchen hinzu. „Hat es da gefährliche Krankheiten?“
Imagawa sah sie streng an. „Ihr beiden anderen wart in Kontakt mit eurer Freundin Koufun“, erklärte er, also könnt ihr euch ohne weiteres bei ihr infiziert haben. Und junge Dame – ich hoffe, du verzeihst es mir, wenn ich dir das nicht so ohne weiteres abnehme. Du trägst einen Arztkittel, den du bestimmt nicht aus der Verwaltung hast. Weiß der Himmel, wo du den stibitzt hast, aber ich werde kein Risiko eingehen. Also keine Widerrede, der Test muß sein. Außerdem...“ Seine Stimme wurde etwas sanfter. „Ich benötige nur einen Abstrich eurer Mundschleimhaut, mehr nicht.“
„Was werden sie tun?“ wollte Tsukune skeptisch wissen.
Der Arzt öffnete das Röhrchen und holte eins der Wattestäbchen heraus. „Ich streiche Dir mit diesem Stäbchen in deinem Mund innen an der Wange entlang“, erklärte er. „Mehr nicht.“
Das gutgebaute Mädchen seufzte leise. „Na meinetwegen“, meinte sie. „Ich hab nichts dagegen.“ Mit diesen Worten öffnete sie ihren Mund.
„Braves Kind“, lächelte Imagawa, ehe er zu ihr trat und die Probe aus ihrem Mund nahm. Sorgfältig packte er das bestrichene Stäbchen in eine kleinere Glaspipette, steckte sie in den Kittel, nahm dann ein neues Wattestäbchen und nahm auch Hitomi und Sakura die Proben ab.
„Ich gehe dann ins Labor“, verabschiedete er sich. „Ihr drei wartet hier, bis ihr etwas neues hört. Es wird nicht lange dauern – am besten setzt ihr euch solange.“
Mit diesen Worten verließ er den Raum auf dem selben Wege, auf dem er gekommen war, die Patientenakten der drei Mädchen unter den Arm geklemmt, und schloß die Türe hinter sich. Sakura ließ sich seufzend in einen Sessel der Sitzgruppe sinken. „Na großartig“, murmelte sie, „der ganze Aufwand umsonst. Warum mußtet ihr zwei mir auch unbedingt nachtigern?“
„Wir zwei?“ ereiferte sich Tsukune. „Warum mußtest du unbedingt ohne uns schon mal vorgehen und auf eigene Faust Unsinn anstellen?“
Hitomi nickte heftig. „Und dann auch noch Diebstahl!“ schimpfte sie. „Was wird meine Mutter dazu sagen, wenn das Krankenhaus bei ihr anruft und ihr erzählt, daß ich hier erwischt wurde? Du bringst uns alle in Verruf!“
Wütend funkelte das blonde Mädchen ihre Freundin an. „Verruf, na großartig“, maulte sie. „Meine Idee war es nicht, euch da mit reinzuziehen. Ich hab euch auch nicht gebeten, für mich zu lügen. Wenn ich das ganz alleine gemacht hätte, dann hätte es wahrscheinlich sogar geklappt.
„Und hätte es nicht geklappt“, entgegnete Tsukune, „hättest du jetzt eine Diebstahlsanzeige am Hals. Denkst du denn nie nach, ehe du...“
Weiter kam sie nicht, als sich eine Tür auf der gegenüberliegenden Seite des Büros öffnete. Sie war, wie der Rest des Raums, holzvertäfelt und auf den ersten Blick gar nicht aufgefallen. Erschrocken sahen sich die Mädchen um, als ein Mann etwa Mitte 40 ins Zimmer trat, hochgewachsen und hager, mit schütterem dunkelgrauem Haar und einem Schnauzbart gleicher Art. Auch er trug einen Arztkittel und darunter einen einfachen, aber gut sitzenden Straßenanzug. Um seinen Hals hing ein Stethoskop.
„Hier haben wir also die Delinquentinnen“, meinte er scharf, „von denen man mir erzählt hat.“
Einen Moment lang herrschte überraschtes Schweigen im Raum. Dann erhob Tsukune zaghaft die Stimme.
„Mein Name ist Tsukune Futokoro“, sagte sie respektvoll. „Das hier sind Hitomi Tsukamu und Sakura Koufun. Sind die Tests schon fertig?“
„Tests?“ Der Mann schien verwirrt. „Junge Dame, ich habe keine Ahnung, von welchen Tests sie reden. Sie sind die drei Leute, die man unbefugt im Archiv gefaßt hat, oder etwa nicht?“
Sakura nickte eilig und erhob sich aus dem Sessel. „Das ist richtig“, beantwortete sie die Frage, „und wir warten nur noch darauf, daß man uns sagt, wann wir wieder gehen können.“
Der Arzt sah sie mit strafendem Blick an. „Ehe ich nicht mit ihnen gesprochen habe“, meinte er streng, „werden sie dieses Zimmer sicherlich nicht verlassen. Setzen sie sich.“ Mit diesen Worten schritt er zum Sessel hinter dem Schreibtisch und nahm darauf Platz.
„Ähm“, meldete sich nun Hitomi zu Wort, während sie sich langsam setzte, „wenn sie die Frage gestatten... wer sind sie?“
„Mein Name ist Professor Noriaki Hojo“, sagte der Mann würdevoll, „der Leiter des Universitätskrankenhauses Tokio.“
Überrascht weiteten sich die Augen der drei Mädchen, und Tsukune platzte heraus. „Aber was war das dann für ein Mann, mit dem wir eben noch gesprochen haben?“
„Mann?“ Hojo beugte sich vor. „Was für ein Mann? Ich habe niemanden schicken lassen.“
„Sein Name war Imagawa“, erinnerte sich Hitomi, „Professor Toku Imagawa. Er hat bis vor fünf Minuten noch mit uns gesprochen.“
Der Klinikleiter blickte verwirrt. „Warum sollte Professor Imagawa das tun?“ fragte er. „Er ist schon seit fünf Jahren im Ruhestand und gibt nur noch Vorlesungen an der Universität.“
Das schwarzhaarige Mädchen blickte ihn bedauernd an. „Warum er das tut, weiß ich auch nicht“, sagte sie, „aber er hat es jedenfalls getan. Fragen sie doch den Sicherheitsdienst – der Herr Professor kam durch die Vordertür herein.“
Hojo drückte kurzerhand auf den Knopf an seiner Gegensprechanlage. „Emi“, sagte er, „hatte ich heute Besuch?“
„Das ist richtig, Herr Professor“, kam eine angenehme weibliche Stimme als Antwort. „Ihr alter Kollege, Professor Imagawa, war gerade eben da. Er meinte, er hätte einen interessanten Artikel im 'Lancet' gefunden, den er ihnen zeigen wollte. Vor drei Minuten ist er in den Aufzug gestiegen. Soll ich schauen, ob ich ihn noch im Gebäude finde?“
„Nicht nötig“, brummelte der Arzt und wandte sich dann den Mädchen zu. „Nun gut – Imagawa hat also mit ihnen gesprochen. Ich nehme an, er hat ihnen klar gemacht, daß ein Krankenhaus kein Spielplatz und kein Ort für jugendliche Mutproben ist?“
Sakura nickte eifrig. „Er hat uns ganz genau erklärt, wie gefährlich das war, was wir gemacht haben“, erklärte sie mit gespielt niedergedrückter Stimme, „und wir werden es nie wieder tun. Er hat auch schon die Proben von uns genommen.“
Hojo sah auf. „Proben?“
„Ja, die Mundschleimhautproben“, bestätigte Sakura. „Wegen der Ansteckungsgefahr.“
„Aha...“ Der Professor wirkte einen Moment nachdenklich. „Nun gut, er wird wissen, was er tut“, meinte er dann. „Jetzt würde mich aber nur noch eins interessieren: Was bitte wollten sie eigentlich im Patientenarchiv?“
Tsukune wollte eben wieder zu ihrer Geschichte von den Halbschwestern ausholen, doch Hitomi kam ihr zuvor: „Wir haben die Krankenakten unserer Mütter gesucht“, erklärte sie, „vom Zeitpunkt unserer Geburt. Wir waren neugierig, wie so was aussieht – also, was da alles über uns als Babys drinsteht.“
Professor Hojo schmunzelte. „Dazu hätten sie aber nun wirklich nicht einbrechen müssen“, meinte er. „Erstens sind alle Akten, die wir hier in Schriftform aufheben, inzwischen auch elektronisch gespeichert – jeder Arzt in der Klinik hätte sich die an seinem Computer aufrufen können. Und zweitens haben sie als Patient, der in diesem Bericht erwähnt wird, ohnehin freie Einsicht in die Dokumente.“
„Was?“ platzte Sakura heraus. „Das heißt, ich hätte einfach...“
„Fragen sollen“, vollendete der Arzt ihren Satz. „Und wo sie schon mal hier sind, kann ich ihnen auch gleich einen Ausdruck anfertigen. Ihre Namen waren Futokoro, Koufun und...?“
„Tsukamu“, ergänzte Hitomi dankbar. „Alle 1986 geboren.“
Hojo machte einige Eingaben im Computer auf seinem Schreibtisch, ehe er wieder zu den Mädchen aufsah. „So, das wäre erledigt“, meinte er dann. „Sie können beim Hinausgehen vorne bei meiner Sekretärin die Unterlagen abholen.“
Tsukune verneigte sich im Sessel tief. „Wir sind ihnen sehr dankbar, Professor“, sagte sie respektvoll, „daß sie uns so viel Zeit gewidmet haben. Ab wann können sie uns wieder nach Hause lassen?“
„Ich denke, sofort“, antwortete der Arzt. „Zur Zeit haben wir keine lebensbedrohlichen Erkrankungen, die hier behandelt werden, und auch sonst nichts, was dem Seuchenschutz unterliegt. Sollten ihre Proben irgend etwas ergeben, werden wir uns sicher wieder an sie wenden, aber bis dahin können sie unbesorgt sein. Übrigens müssen sie sich auch keine Sorgen wegen ihrer Eltern machen – ich werde darauf verzichten, diesen Zwischenfall weiterzugeben.“
„Wir danken ihnen über alle Maßen“, beeilte sich Sakura zu sagen und verneigte sich ebenfalls tief. Hitomi und Tsukune taten es ihrem Beispiel gleich.
Während die Mädchen aus dem Zimmer traten und die Tür hinter sich schlossen, versank Hojo in Nachdenken.
Was bitte wollte Professor Imagawa mit einer Speichelprobe?
Das heftige Stöhnen dreier Frauen vereinte sich unter der weißen Kellerdecke, während sich ihre Körper ekstatisch zuckend in Liegen festgeschnallt wanden, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Gynäkologenstühlen hatten. Der wesentlichste Unterschied bestand in Hand- und Fußschellen, die oben und unten an den Apparaturen befestigt waren und in denen die Frauen gerade steckten. Alle drei waren nackt, verschwitzt und nicht alleine.
Drei Männer, ****, kräftig, gutgebaut und ebenso nackt, standen zwischen den Beinen der Frauen und stießen ihnen ihre Schwänze wild und leidenschaftlich in die Grotten, so daß sich schmatzende und klatschende Geräusche in die Lustlaute mischten. Alle drei trugen am Körper Meßgeräte offensichtlich medizinischer Natur, die auf ihrer Brust und ihrem Rücken klebten. Der erste der Männer hatte kurzes, stachlig geschnittenes schwarzes Haar und bewegte nur die Hüfte flink vor und zurück, während er die Hände entspannt in seine Seiten gestemmt hatte. Der zweite hatte braunes, nach hinten gekämmtes glattes Haar und lehnte weit über seinem Opfer, während er sie mit der vollen Wucht seiner Lanze wieder und wieder durchpflügte. Der dritte schließlich hatte glattes, dunkelblondes Haar, das ihm bis auf die Schultern fiel. Seine Hände glitten sanft über den Bauch der Frau vor ihm, während er sich mit kurzen, rhythmischen Stößen mit ihr vereinte und sich dabei immer wieder tief in sie preßte.
Der Kellerraum war bis auf die sechs Personen leer, doch Kameras zeichneten jede einzelne Bewegung der Leute dort auf und schickten sie auf einen Bildschirm, vor dem ein aufmerksamer Beobachter sich Notizen machte. „Ausdauertest 11“ war die Überschrift seines momentanen Dokumentes, und es enthielt Angaben über die Pulsraten, den Blutdruck und die Blutzusammensetzung der Männer, die auf dem Bildschirm gerade zu sehen waren. Außerdem vermerkte es bisher sechs Orgasmen bei jeder der Frauen, zwei bei jedem der Männer und eine Versuchsdauer von inzwischen achtundfünfzig Minuten.
Der Beobachter am Bildschirm lächelte zufrieden, als er bei Frau Nummer 2 einen weiteren Orgasmus vermerken konnte.
Mit einer für sein Alter erstaunlich ruhigen Hand zog Professor Imagawa das Testblättchen vermittels einer Pinzette aus der Petrischale und legte es unter das Mikroskop.
Langsam beugte sich der Wissenschaftler über die beiden Okulare und sah hindurch. Mit einer Hand stellte er das Gerät scharf und blickte auf die schwarzen Linien, die er sehen konnte. Aufmerksam blickte er über die scharfen hellen Trennungslinien, verglich sie mit einem Lehrbuch, das neben ihm lag, sah noch einmal hin und nickte dann sorgenvoll.
Es gab keinen Zweifel. Auch der Gentest der dritten Probe hatte ein positives Ergebnis gehabt.
Die Testsubjekte waren Impfstoff 30 ausgesetzt gewesen.
Er mußte handeln.
Handeln? Was hat der alte Arzt vor?
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Evolution XXX
Drei japanische Schulmädchen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten entdecken eine Verschwörung...
Created on Sep 19, 2005 by Taleweaver
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