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Chapter 5 by Meister U Meister U

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Kims Theorie

Kim lag auf ihrem Bett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, sodass ihre Brust sich spannte wie ein Segel im Wind. Ich hockte auf meiner Matratze, die Knie bis zum Kinn hochgezogen, und konzentrierte mich auf den groben Stoff der Hoteldecke unter meinen Fingern – ein Anker gegen den Sog ihrer Nacktheit.

„Also, Mia.“ Ihre Stimme schnitt durch die Luft, klar wie ein Messer in Seide. „Es ist alles einfacher wenn du nackt bist. Dann gibt es nur drei Menschentypen. Leicht zu unterscheiden. Verstehst du?“

Ich presste die Fersen in die Matratze, als könnte mich das erden. „Ähm… nein. Nicht wirklich.“

Sie rollte sich zur Seite, eine Bewegung so geschmeidig, dass das Licht über ihre Hüften glitt. Ihr Blick bohrte sich in mich, als suche sie nach Schwachstellen in meiner Panzerung. „Typ eins“, deklamierte sie, jede Silbe ein Pinselstrich auf unsichtbarem Papier, „starrt wie ein Hund vor dem Fleischregal. Einfach. Begierig. Die nimmst du, wenn du Lust auf schnelle Bestätigung hast.“

Mein Nicken war zu hastig, als täuschte ich Verständnis vor. „Und Typ zwei?“

„Typ zwei.“ Ein spöttisches Lächeln spielte um ihre Lippen. „Mustert dich wie ein Kunstkritiker ein Kitschgemälde. Meistens Frauen, die sich mit dir vergleichen. Oder Männer, die Angst vor ihrem eigenen Versagen haben.“ Sie schnippte unsichtbaren Staub von der Bettkante. „Langweilig. Zeitverschwendung.“

Ein Lachen entwich mir, scharf wie ein Schluckauf. „Und Typ drei?“

Ihre Augen blitzten auf. Sie glitt vom Bett, die nackten Sohlen knisterten auf dem Teppich, und setzte sich neben mich. Ihr Duft nach Sonnencreme und Schweiß umnebelte mich. „Typ drei“, flüsterte sie, „stiehlt Blicke, als wären sie Süßigkeiten – und hasst sich dafür. Die zittern vor Verlangen… und Angst.“ Ihre Hand strich über meinen Ärmel, als tätschele sie ein scheues Tier. „Die musst du ködern, Mia. Zeig ihnen, was sie nie wagten zu träumen.“

Ich erstarrte. Ihr Daumen kreiste über meinen Handrücken, ein fast unmerklicher Druck. „Das klingt… manipulativ“, presste ich heraus.

„Realistisch“, korrigierte sie. Das Grinsen kehrte zurück, doch ihre Pupillen waren weit wie schwarze Tümpel. „Vertrau mir. Du könntest sie alle um den Finger wickeln.“

„Ich bin nicht du“, murmelte ich und zog die Kapuze tiefer.

Plötzlich packte sie meine Hand, führte sie zu ihrem nackten Bauch. Meine Finger zuckten – die Haut dort war warm, ein Hauch Schweiß unter dem Goldstaub ihrer Sommersprossen. „Fühlst du das?“ Ihr Atem streifte mein Ohr. „Das ist Macht. Die hast du auch. Du vergräbst sie nur unter drei Lagen Stoff.“

Ich riss mich los, sprang auf, als hätte sie mich verbrannt. „Kim, hör auf!“

Sie lehnte sich zurück, ihr Lachen ein surrendes Insekt. „Siehst du? Schon zitterst du vor dem, was du eigentlich willst.“

„Was ich will“, fauchte ich, „ist, dass du aufhörst, mich wie ein… ein Projekt zu behandeln!“

Für einen Herzschlag wich ihre Maske. Ihre Lippen verzogen sich, nicht im Spott, sondern in etwas, das fast wie Verletztheit aussah. Dann stand sie auf, die Arme verschränkt. „Du denkst, ich mach das aus Spaß?“ Ihre Stimme war leiser geworden. „Ich zeig dir, wie man überlebt, Mia. In einer Welt, die uns erst schluckt und dann ausscheidet, wenn wir nicht laut genug sind.“

Wir standen da, getrennt von zwei Metern und einem Abgrund aus Unsagbarem. Irgendwo im Flur quietschte ein Rollkoffer.

„Ich bin nicht du“, wiederholte ich, diesmal sanfter.

Sie seufzte, und zum ersten Mal hörte es sich müde an. „Zum Glück. Aber vergiss nicht: Auch Muscheln öffnen sich, wenn die Flut kommt.“ Sie löschte die Lampe, ließ mich in der Dunkelheit zurück, wo ihr letzter Satz nachhallte wie Brandungsrauschen.

Als ich später ihr gleichmäßiges Atmen hörte, schob ich den Ärmel hoch und berührte meinen eigenen Unterarm – langsam, vorsichtig, als könnte die Haut dort etwas erzählen, was ich noch nicht kannte.

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