Schützenfest

Man hatte mich gewarnt. Es ist gefährlich. Brave Mädchen gehen da nicht hin. Und erst recht nicht so späte in der Nacht. Du bist nicht die Erste. Und mit Sicherheit nicht die Letzte.

Doch es ist geschehen. Es ist Sonntag. Schützenfest in einer Großstatt. Ah, großen Stadt. Ah, nur Stadtteil.

Das Festgelände liegt hinter dem Schloss. Schloss? Das war es einst. Heute ist darin eine Realschule. Früher war es ein Bischofssitz. Mit allem Prunkt, den man sich vorstellen konnte. Das Festgelände ist dann eher was fürs Volk. Der alte Pferdestall ist heute der Ort an dem gefeiert wird. Und genauso hat der Bischof das angelegt. Der englische Garten hinterm Schloss ist fürs Volk. Ist Prunk zum Angeben. Symmetrische Achsen trennen Beete gleicher Struktur. Ein schönes Bild.

Mit Blick zum Schloss sind rechts vom Festplatz die Wege, die offiziell zu laufen sind. Beleuchtete schöne lange Wege auf denen viele Leute um das Schloss herum unterwegs sind.

Doch links vom Schloss, da befindet sich der Lustgarten des alten Bischofs. Ein Bach schlängelt sich da hindurch. Kleine Kapellen bieten ungestörte Rückzugsgebiete, in denen der Bischof seine Gespielinnen vernascht hat. Doch das war früher. Früher, als der Bischof noch den Pferdestall für seine Armee genutzt hat, da hat er auch noch in diesem Schloss gewohnt und der Lustgarten war privat.

Seine Nachfolger leben heute im Domkapitel in der großen Stadt.

Wie gesagt, das Schloss beherbergt heute eine Realschule. Dieses neue Haus des Bischofs ist Namensgeber für diesen Ortsteil. Schoss Neuhaus.

Aber es geht gar nicht um dieses Schloss. Nein, es ist der Lustgarten. Von jeher, war es den Bürgern verboten diesen Garten zu betreten. Heute gibt es Führungen, die diesen Teil des „Areals“ zeigen. Aber zu Schützenfest ist dieser Garten wieder Sperrgebiet. Wandalismus wäre eine Katastrophe. Die vielen Statuen müssen vor den Besoffenen geschützt werden.