Frau Schuster zeichnet auf

Frau Schuster betrachtete das Schauspiel auf dem Monitor vor sich mit einer Mischung aus Entsetzen und Abscheu. War das da wirklich der Oberstaatsanwalt? Dieser immer entschlossene, ja barsche Chef von ihr, dem sie noch nicht mal ein Lächeln abringen konnte, wenn sie ihm einen Kaffee brachte und sich vorher extra noch einen Knopf ihrer Bluse geöffnet hatte, einzig, um ihm zu gefallen?

Aber ja, er war es, dieser Mann schien ein Doppelleben zu führen. Frau Schuster spürte, wie ihr warm wurde, es hämmerte in ihren Schläfen. Sie wurde erst ärgerlich, dann richtig sauer. Bei ihr gab er sich nicht eine einzige Schwäche, und jetzt sah sie, wie er eilfertig vor diesem Mann da hockte und den Kopf senkte, als er gescholten wurde.

Frau Schuster klickte den Aufnahmeknopf an. Sie wusste noch nicht, was sie hiermit anfangen würde, aber sie würde etwas in der Hand haben. Ein kleines Faustpfand, wer weiß, wozu das gut sein würde. Sie lehnte sich zurück. Ja, das war eine gute Idee.

Sie wusste ja nicht, was sie noch alles aufnehmen würde...