Julia geht alleine

„Ich bin dann mal weg“, ruft Julia ihrem Bruder zu und schlägt die Wohnungstüre hinter sich zu. Sie hat ein triumphierendes Lächeln auf den Lippen. Ihr ist nicht entgangen, wie Martin auf ihre Brüste und auf ihre Beine gestarrt hat. Tatsächlich findet sie ihren Bruder gar nicht so übel. Das ist auch der Grund dafür, dass sie gemäß dem Motto „Was sich liebt, das neckt sich“ keine Gelegenheit auslässt, um den armen Martin zu necken.

Julia geht durch den Eingang des Hochhauses auf den gepflasterten Vorhof und sieht sich um. Um diese Zeit ist ihre triste Hochhaussiedlung wie leergefegt. Sie überlegt, welchen Weg sie nun wählen soll. Der kürzeste und schnellste Weg führt geradewegs durch den Park hindurch, allerdings treiben sich dort zu dieser späten Stunde immer ziemlich zwielichtige Gestalten herum. Sicherer aber deutlich umständlicher wäre es mit der nahegelegenen S-Bahn oder aber mit dem Bus. Der fährt allerdings nur alle fünfundvierzig Minuten, da müsste sie sicherlich eine ganze Weile an der Bushaltestelle stehen und warten …