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Chapter 13 by Taleweaver Taleweaver

Gerettet. Wie wird das Finale ausgehen?

Kapitel 12

Kapitel 12

„Wann kommt sie denn endlich raus?“
„Sscht... die anderen schauen schon her...“

Tsukune und Hitomi rutschten nervös auf den Stühlen im Wartezimmer des Frauenarztes hin und her, als ginge es um sie und nicht um ihre Freundin. Tatsächlich warfen die anderen Patienten im Raum ihnen seltsame Blicke zu, was kein Wunder war, wenn man bedachte, daß die beiden Schulmädchen mit ihren sechzehn Jahren die jüngsten Frauen hier waren und die nächste schon mit dem doppelten Alter aufwarten konnte.
Ungeduldig wechselte Tsukune ihre Beine, indem sie das rechte vom linken nahm und das linke dann auf das rechte schlug. „Das kann doch nicht so lange dauern“, grummelte sie. „Was passiert da drin überhaupt – muß der Arzt erst in sie reinkrabbeln, oder was?“

„Tsukune-chan!“ Hitomi errötete entsetzt. „Warst du noch nie beim Frauenarzt?“
„Doch schon“, gab sie zurück, „als ich mir die Pille hab verschreiben lassen. Aber das hat keine halbe Stunde gedauert.“
Das schwarzhaarige Mädchen verdrehte die Augen. „Da mußte man dich auch nicht wirklich ernsthaft untersuchen“, meinte sie. „Das hier ist was anderes, viel komplizierter.“
Mit einem Seufzen sank ihre Freundin im Stuhl zusammen. „Ist schon klar“, meinte sie leise, „aber trotzdem bringt mich die Spannung fast um. Findest du das gar nicht aufregend?“
„Auch nicht aufregender als das, was wir schon hinter uns haben“, war die Antwort.

„I am fly so highly!“ quietschte in diesem Moment eine Stimme vergnügt in die Runde hinein, und Sakura trat aus dem Sprechzimmer zu ihren Freundinnen. „Ich bin sauber wie die heilige Maria.“
Tsukunes Augen weiteten sich entsetzt. „Wie wer?“
Fröhlich knuffte das blonde Mädchen sie in die Seite. „Na, diese Jungfrau Maria aus dem Christentum“, erklärte sie. „Die, die auch nicht schwanger wurde, obwohl sie es mit allen trieb.“
„Du hast es falsch herum“, stöhnte Hitomi und griff sich an den Kopf. „Maria war die, die ein Kind bekam, obwohl sie noch Jungfrau war. Darum nennt man sie auch die Jungfrau Maria. Das ist das genaue Gegenteil von Dir.“

„Und wer war dann diese Hure Maria?“ wollte Sakura wissen. „Wir hatten die doch erst vor zwei Wochen in Kulturwissenschaft.“
Hitomi seufzte. „Maria Magdalena“, antwortete sie. „Die erste Person, der sich Christus nach seiner Wiederauferstehung zeigte. Mann, bei dir tun sich ja Abgründe der Bildung auf.“
Grinsend verschränkte das blonde Mädchen die Arme. „Ist mir egal“, meinte sie leichtherzig. „Ich hab jedenfalls kein Kind im Bauch. Kein Zeichen für eine Schwangerschaft.“
„Dann hat Professor Hojo wohl Mist gebaut“, meinte Tsukune. „Immerhin sollte das eine hundertprozentige Sache sein – wenn sich das Sperma von allen drei Jungs mischt, dann...“
„Vielleicht sollten wir das draußen besprechen“, unterbrach sie ihre schwarzhaarige Freundin eilig, als die Blicke der anderen Patientinnen immer eigenartiger wurden. „Es ist ein ganz schöner Weg zur U-Bahn, da haben wir doch viel Zeit.“
Mit einem leichten Nicken stimmte ihre Freundin ihr zu. „Gut, gehen wir.“

Die Mädchen verließen die Praxis des Frauenarztes, und tatsächlich gelang es allen dreien, bis sie draußen auf der Straße waren, das Thema nicht mehr anzusprechen. Dann aber ging es weiter.
„Ich versteh immer noch nicht“, sagte Tsukune, „was da schiefgelaufen sein soll. Die Jungs waren sich so sicher, was das mit dem Hormoncocktail anging. Liegt das irgendwie auch an unseren veränderten Körpern?“
„Das wäre irgendwie Blödsinn“, warf Sakura ein. „Ich denke, wir sind angeblich nur dazu da, um mit anderen Leuten, die auch veränderte Gene haben, **** zu kriegen. Wieso sollen da ausgerechnet unsere Körper so was verhindern?“

Hitomi drehte eine ihrer Haarsträhnen nachdenklich um den Finger. „Eine Idee hab ich“, meinte sie. „Die ist zwar ziemlich weit hergeholt, aber es wär eine Erklärung.“
Das blonde Mädchen sah interessiert zu ihr. „Laß hören“, sagte sie. „Was mich angeht, hatte ich den Eindruck, daß mir bei Yakamo das Sperma zu den Ohren rauskam; da möchte ich wirklich mal wissen, was da schiefgegangen sein kann.“
„Ähm...“ Ihre Freundin errötete leicht bei der Wortwahl. „Also... wo du es schon so ansprichst... ich glaube, genau das ist die Erklärung.“
„Was, genau das?“ Sakura zog verständnislos die Brauen zusammen. „Meinst du, der Samen war so tief in mir drin, daß er meine Eierstöcke verpaßt hat?“

Kichernd hielt sich Hitomi eine Hand vor den Mund. „Das ist es bestimmt nicht“, meinte sie, „und außerdem wär das biologisch auch gar nicht möglich. Nein, mein Gedanke war ein anderer. Die drei Jungs mußten ihr... ihren... du weißt schon... mischen, damit du sicher schwanger wirst, oder?“
Ihre Freundin nickte. „Das sagten sie zumindest.“
„Was wäre“, fuhr das schwarzhaarige Mädchen fort, „wenn Yakamos Erguß in dir all das herausgespült hat, was Katsuya vorher in dir hinterlassen hat? Dann wäre nur noch das von ihm und Toshi drin gewesen....“
„Waaas?!“ Sakura fiel fast die Kinnlade herunter. „Du meinst, er hat mich durchgespült?“

Beim Wort „durchgespült“ brach Tsukune in helles Gelächter aus. „Waaah... redet doch nicht solche Sachen“, prustete sie, „ich krieg ja fast einen Lachkrampf. Wenn ich mir das vorstelle...“
Wütend verpaßte ihr ihre Freundin einen Klaps auf den Hinterkopf. „Du hast gut reden“, klagte sie, „in dir ist er ja nicht drin gewesen. Glaub mir, noch mal will ich das nicht mitmachen.“
„Ich hab gut reden?“ gab das gutgebaute Mädchen ähnlich wütend zurück. „Ich hab da unten immerhin meine Jungfräulichkeit verloren. Was glaubst du, wie sich das angefühlt hat.“
„Du warst noch Jungfrau?!“ Sakuras Kinnlade klappte herunter. „Du machst Witze, oder?“
Tsukune errötete leicht. „Seh ich so aus, als würde ich Witze machen?“

Hitomi beeilte sich, das Thema zu wechseln: „Ähm, was denkt ihr eigentlich“, warf sie ein, „hat Professor Hojo nur geblufft, als er sagte, wir wären nicht die einzigen Mädchen, die mit Impfstoff X-X-X verändert wurden?“
„Gute Frage“, erwiderte Sakura, gleichermaßen froh, nicht länger über unbefleckte Empfängnis und verlorene Unschuld reden zu müssen. „Ich weiß nicht viel über Wissenschaft, aber ich weiß, daß bei Tierversuchen regelmäßig ganze Scharen von Ratten für Versuche benutzt werden. Also, wenn man die Wirksamkeit von irgendwas testet, dann probiert man das nicht nur an einer Ratte, sondern gleich an hundert, oder so was.“
„Allerdings waren wir doch schon kein Versuch mehr“, warf Tsukune ein. „Hojo und Toshi haben doch auch was von Frauen aus der Pys... Pschy... Pyso... aus der Irrenanstalt erwähnt.“ Sie sah fragend zu ihren Freundinnen. „Ob das nicht eher die Laborratten waren?“

Hitomi zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es wirklich nicht“, antwortete sie, „aber mir kommen nur drei Mädchen auch ziemlich wenig vor. Vielleicht, daß es nur wir drei im Universitätskrankenhaus waren und die anderen Versuche an anderen Krankenhäusern stattfanden. Wir haben in Tokio dreiunddreißig Krankenhäuser; wenn man drei wie uns für jede Klinik rechnet, macht das immerhin neunundneunzig Mädchen, die Impfstoff X-X-X ausgesetzt wurden.“
Sakura sah plötzlich überrascht auf. „Wir könnten uns doch mal erkundigen“, schlug sie vor, „ob die Mütter von Katsuya, Yakamo und Toshi auch in der Universitätsklinik waren, oder? Dann wissen wir schon mal, ob die Jungs für das Projekt auch von dort kamen.“
„Und wie sollen wir an die Information rankommen?“ wollte Tsukune wissen. „Die Patientendaten werden doch nur an die Patienten selbst rausgegeben.“
„Ich könnte doch versuchen“, schlug das blonde Mädchen vor, „ob ich ins Archiv reinkomme und...“

„NEIN!“ fuhren die beiden anderen Mädchen sie gleichzeitig an.

Mißmutig starrte Sakura zu Boden. „Na meinetwegen“, brummte sie. „Dann können wir eigentlich nur noch schauen, ob wir irgendwie zu Professor Hojo kommen. Er schien ja näheres zu wissen.“
Hitomi war ihr einen besorgten Blick zu. „Ich weiß nicht“, gab sie zurück, „ob das eine gute Idee ist. Immerhin sitzt er wegen uns jetzt in Untersuchungshaft, und als Sexualstraftäter ist er seine Arztzulassung los. Es hat mich ziemlich überrascht, daß er unsere... Geschichte gleich zugegeben hat, bei dem, was es für ihn bedeutet.“
„Er hatte kaum eine andere Wahl“, kicherte Tsukune albern. „Die zwei armen Sanitäter haben ihn doch zwischen uns gefunden; keiner hätte ihm irgend was anderes geglaubt, und schon gar nicht, daß Sakura-chan ihn bis zum K.O. hochgebracht hat. Außerdem hat er sich so erspart, auch noch wegen seiner Experimente angeklagt zu werden.“

„Und uns hat er damit ebenfalls einiges erspart“, stimmte ihr Hitomi zu. „Ich bin ganz froh, daß außer uns, ihm, Katsuya und Yakamo niemand etwas davon weiß, daß wir genetisch verändert sind. Das hätte noch ganz schön Ärger bringen können – stellt euch mal vor, wenn die uns noch weiter hätten untersuchen wollen.“
Tsukune schien nachdenklich. „Katsuya und Yakamo“, meinte sie schließlich, „das war auch ein gutes Stichwort. Was wohl aus den beiden geworden ist?“
Bedauernd zog ihre schwarzhaarige Freundin die Schultern hoch. „Da können wir nur raten“, meinte sie. „Katsuya geht erst mal nirgendwo hin; wahrscheinlich liegt er im Krankenhaus. Was Yakamo angeht, da weiß Sakura sicher besser Bescheid.“
„Eigentlich müßte er wieder auf den Beinen sein“, meinte das blonde Mädchen. „Und wenn er etwas cleverer ist, als er aussieht, dann hat er von der Verhaftung Hojos gelesen und sich ganz schnell verkrümelt. Es stand ja in allen Zeitungen gestern früh – ich bin heilfroh, daß sie unsere Namen nicht auch noch genannt haben.“

„Futokoro-kun... Koufun-kun... seid ihr das?“ erklang in diesem Moment eine Stimme hinter den Mädchen.
Alle drei fuhren überrascht herum. „Sukebei!“ platzte Tsukune als erste heraus, als sie erkannte, wer da stand. „Mann, du hast echt Nerven, uns so zu erschrecken.“
Ryoji blickte überraschenderweise entschuldigend zu Boden und rieb sich mit einer Hand im Nacken, um seine Verlegenheit auszudrücken. „Tut mir leid, Futokoro-kun“, meinte er kleinlaut, „ich war nur überrascht, euch hier zu sehen.“
„Was willst du, Sukebei?“ meinte Sakura schroff. „Wir sind gerade unterwegs, wie du vielleicht gemerkt hast.“
„Also...“ Der ältere Schüler zögerte. „Mir ist aufgefallen, daß ihr beide gestern nicht in der Schule wart. Und ich hab mir schon ein paar Gedanken gemacht, was denn mit euch sein könnte...“

Tsukune schluckte. Am gestrigen Tag waren sie bei der Polizei gewesen, damit man ihre Aussagen gegen Professor Hojo hatte aufnehmen können. Wenn der Trottel ebenfalls Zeitung las und seine Schlüsse gezogen hatte... „Was für Gedanken?“ wollte sie vorsichtig wissen.
Ryoji öffnete seine Schultasche und kramte darin herum. „Ihr habt doch den Unterricht verpaßt“, sagte er und zog eine Mappe hervor, „und da hab ich mir gedacht, ihr könnt vielleicht Kopien von den Notizen eurer Klassenkameraden brauchen. Ich hab sie euch besorgt – hier ist alles aus der 1-D von gestern, und hier alles aus der 1-B.“ Mit diesen Worten reichte er Tsukune und Sakura je einen Stapel Papiere.

„Warum so freundlich?“ erkundigte sich Sakura mißtrauisch. „Da steckt doch was dahinter.“
„Zuallererst mal“, räusperte sich der Oberschüler und richtete sich gerade auf, „wollte ich mich für mein unangemessenes Verhalten entschuldigen. Sowohl bei dir als auch bei Futokoro-kun.“ Er verneigte sich nahezu formvollendet vor beiden Mädchen. „Es tut mir leid, daß ich mich euch gegenüber so schlecht benommen habe. Der Fehler wird nie wieder vorkommen.“
Tsukune sah ihn schief an. „Ooookay...“, meinte sie etwas ungläubig, „du hast dich entschuldigt. Und wie geht's jetzt weiter?“
Mit leicht betretenem Gesicht richtete sich Ryoji wieder auf. „Also“, fuhr er fort, „um das wieder gutzumachen, was ich falsch gemacht habe, wollte ich dich fragen, Futokoro-kun, ob ich dich zu einem Kaffee einladen kann. Oder einem Tee“, fügte er schnell hinzu, „wenn du keinen Kaffee magst.“

„Sukebei-sempai...“ Das Mädchen war ernsthaft erstaunt. „Ähm... das kommt ein bißchen plötzlich... außerdem hab ich doch gerade Gesellschaft...“
„Oh, nicht jetzt“, meinte der ältere Schüler hastig, „ich meinte zum Beispiel morgen nach der Schule. In Shibuya hat ein neues 'Starbucks' aufgemacht, direkt neben dem HMV Megastore. Die haben eine Dachterrasse, da kannst du über das ganze Viertel sehen, und du hörst den Verkehrslärm kaum noch.“
Ärgerlich drängelte sich Hitomi vor ihn. „Sag mal, Sukebei-sempai“, fuhr sie ihn an, „merkst du gar nicht, daß du Tsukune-chan in eine peinliche Lage bringst? Wenn sie zusagt, dann läßt sie uns beide, Sakura-chan und mich, links liegen, und wenn sie absagt, lehnt sie die Einladung eines älteren Schülers ab. Schäm dich, ein Mädchen in so eine Lage zu bringen!“

„Es ist in Ordnung, Hitomi-chan“, meldete sich Tsukune leise aus dem Hintergrund. „Sukebei-sempai, kannst du mir deine Handynummer geben? Ich werd es mir überlegen, und wenn ich Lust habe, ruf ich dich heute abend an, ja?“
„Jawohl!“ gab Ryoji erleichtert zurück und verneigte sich nochmals tief, ehe er seinen Geldbeutel aus der Tasche holte und eine Visitenkarte hervorholte, die er Tsukune überreichte. „Hier ist meine Nummer drauf. Es ist die untere.“
Das Mädchen steckte die Karte wortlos und ohne den Oberschüler dabei anzusehen in ihre Westentasche und nahm dann Sakura und Hitomi bei der Hand. „Gehen wir“, meinte sie und zog ihre beiden Freundinnen mit sich.

Erleichtert seufzte sie auf, als alle drei um ein Eck gebogen und Ryoji außer Sicht war. „Uff, was für eine Peinlichkeit“, seufzte sie. „Der Kerl ist wirklich aufdringlich.“ Sie zog die Visitenkarte aus ihrer Westentasche und trat an einen Papierkorb. „Bloß weg mit dem Ding.“
„Warte noch!“ Sakura legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Sicher, daß du die Einladung ablehnen willst?“
„Na sicher bin ich sicher!“ gab Tsukune empört zurück. „Was denkt sich dieser Trottel eigentlich, mich so mir nichts dir nichts einzuladen? Als wären wir die besten Freunde... danke, darauf kann ich verzichten.“
Das blonde Mädchen kicherte. „Na, wenn du meinst, dann mach es meinetwegen“, sagte sie. „Aber ich würd an deiner Stelle hingehen.“

Mit einem sehr seltsamen Blick sah Hitomi zu ihr auf. „Du weißt doch“, meinte sie, „was Sukebei-sempai mit Tsukune-chan angestellt hat. Wieso glaubst du, sie würde dann noch was mit ihm zu tun haben wollen?“
Grinsend wandte sich Sakura ihr zu. „Zuerst mal, weil es eine verdammt gute Einladung ist“, gab sie zurück. „Weißt du, wie teuer das Starbucks in Shibuya ist? Und oben auf der Terrasse zahlst du noch mal 10 Prozent mehr für die Aussicht. Außerdem ist es da wirklich hübsch – ich hab mich für die Eröffnung von meinem Geschichte-Sempai da hin einladen lassen. Ehrlich, das lohnt sich.“
„Aber es ist Sukebei!“ warf Tsukune ein. „Der Kerl ist ein Arschloch! Warum sollte ich mich von ihm einladen lassen?“

„Eben weil er ein Arschloch ist“, gab ihre Freundin zurück. „So kannst du es ihm mal richtig schön heimzahlen, was er mit dir gemacht hat. Bestell dir nicht nur einen Kaffee, sondern gleich noch den teuersten Kuchen dazu. Sag ihm, wie gut dir die Champagnertrüffel schmecken, die sie an der kleinen Theke da hinten verkaufen, und während er dir welche besorgt, bestellst du euch beiden gleich noch zwei Stück Kuchen, und für ihn am besten einen besonders exotischen – Zitronensahne oder so was.“
Hitomi sah sie mißtrauisch an. „Wenn Tsukune aber so viel bestellt“, mahnte sie, „dann wird Sukebei denken, sie will ernsthaft etwas von ihm.“
Das blonde Mädchen nickte eifrig. „Das ist ja grade der Plan dabei“, erklärte sie. „Irgendwann nach dem dritten Kaffee, wenn du sicher bist, daß seine Finanzen am Ende sind, fragst du ihn, ob er nicht noch Lust hat, heute abend irgendwo hinzugehen.“

„Bist du verrückt?“ fuhr Tsukune sie an. „Wenn ich das frage, wird er doch sicher denken, ich will in ein Liebeshotel mit ihm!“
„Ganz genau!“ grinste Sakura. „Und er wird sich in seinen eigenen Allerwertesten beißen, wenn ihm dann das Geld dafür fehlt.“
Einen Moment starrten die beiden anderen Mädchen sie verdutzt an. Dann brachen sie in prustendes Lachen aus. „Du bist unmöglich“, kicherte Hitomi. „Machst du mit Jungs öfter solche Sachen?“
Ihre Freundin lächelte nur breit. „Alles eine Frage der Erfahrung“, gab sie zurück. „Das Leben ist viel lustiger, wenn man es richtig genießt.“

„Das gefällt mir“, kicherte Tsukune. „Das gefällt mir richtig. Ich glaub, das mach ich. Aber sag mal, eins würde mich schon noch interessieren, Sakura-chan.“
„Hm?“ Das blonde Mädchen wandte ihr den Kopf zu.
Ihre Freundin sah nachdenklich vor sich hin. „Angenommen, ich frag ihn irgendwann“, sagte sie, „ob er noch mit mir wo hingehen will, und er sagt ja. Was mach ich dann?“
Sakura lächelte verschmitzt. „Dann gehst du halt mit ihm in ein Liebeshotel“, antwortete sie. „Die sind ganz gemütlich.“
„Aber dann wird er mit ihr schlafen wollen!“ warf Hitomi entsetzt ein.
„Na und?“
Das gutgebaute Mädchen blies empört ihre Backen auf. „Sakura!“ fuhr sie ihre Freundin an. „Sukebei ist ein Mistkerl! Mit dem will ich nicht schlafen!“

Das blonde Mädchen hob die Arme. „Na, wenn du meinst“, sagte sie bedauernd. „Aber ich würd es mir an deiner Stelle wirklich überlegen. Wenn dir jemand den ganzen Abend über alles bezahlen kann, was dir in den Sinn kommt und dann noch das Geld hat, dich in ein Liebeshotel auszuführen, dann lohnt es sich bestimmt, wenn du den an der Angel behältst. Außerdem wär es für dich sicher ne interessante Erfahrung.“
„Erfahrung?!“ Empört knuffte Tsukune sie in die Seite. „Danke, aber ich hatte vorgestern bereits 'Erfahrung'.“
„Dabei warst du an Armen und Beinen gefesselt“, gab Sakura zurück. „Glaub mir, wenn man Bewegungsfreiheit hat, ist das was völlig anderes. Außerdem könntest du mal oben sitzen; ich bin sicher, das würde dir auch gefallen...“

Ehe die beiden Mädchen wieder in eine handfeste Diskussion ausbrechen konnten, meldete sich eilig Hitomi zu Wort. „Könnt ihr das Gerede nicht mal lassen?“ klagte sie. „Ihr streitet euch hier darum, ob man im Liebeshotel oben sitzt, und dabei kann es sein, daß gerade jetzt in dem Moment irgendwo andere Mädchen in diesen ekligen Stühlen festgeschnallt sind und irgend welche Versuche über sich ergehen lassen müssen. Oder sie sitzen alleine in ihren Zimmern zuhause und fragen sich, was mit ihren Körpern bloß los ist, daß die sich so komisch verhalten.“
Tsukune wandte ihrer Freundin den Kopf zu. „Stimmt“, sagte sie, „das hatten wir vorhin ja auch noch. Aber ich wüßte nicht, was wir da tun können.“ Sie sah mißtrauisch zu Sakura hinüber. „Im Krankenhaus eingebrochen wird jedenfalls nicht mehr.“
„Jetzt hack nicht darauf rum“, schimpfte das blonde Mädchen. „Ich seh ja schon ein, daß das ein Fehler war. Na ja, dann müssen wir halt so die Augen offen halten. Ich meine, immerhin haben wir drei uns auch gefunden, ohne daß irgend jemand irgendwo einbrechen mußte, oder? Was hält uns davon ab, nach anderen zu suchen, die wie wir was besonders können?“

„Puuh... das klingt aber nach ziemlich viel Aufwand“, meinte das gutgebaute Mädchen. „Es gibt 12 Millionen Menschen in Tokio, und uns dreien sieht man auf den ersten Blick auch nicht an, daß in uns mehr steckt. Wie sollen wir finden, wonach wir suchen?“
Hitomi überlegte kurz. „Ein paar Anhaltspunkte haben wir“, meinte sie dann. „Zuerst mal können es nicht irgendwelche Leute sein. Alle müssen etwa in unserem Alter oder jünger sein. 1986 kam Professor Imagawa hinter das Projekt, und anscheinend war Impfstoff X-X-X da noch nicht lange entwickelt. Sagen wir, frühestens Mitte 1985 kann es den ersten Einsatz gegeben haben. Das schränkt die Zielgruppe schon mal ein.

„Außerdem gibt es ein paar Sachen, die uns drei verbinden. Es ist mir schon früher aufgefallen – wir alle drei mögen wirklich heißes Wasser. Wenn ich unter der Dusche war, schimpft meine Mutter immer, daß sie sich fast verbrüht, wenn sie nach mir reinsteigt. Irgend was muß diese genetische Veränderung also auch mit unserer Temperaturempfindlichkeit zu tun haben. Schade, daß wir die drei Jungs nicht danach fragen konnten, das hätte die Theorie vielleicht bestätigt. Was war noch? Ach ja, und wir alle drei spüren das Gleiche, wenn wir unsere Kräfte einsetzen. Auch das halte ich nicht für einen Zufall, auch wenn es schwer sein wird, das bei anderen herauszufinden.“

Sakura schnipste plötzlich mit den Fingern. „Ich hab eine Idee“, sagte sie. „Was haltet ihr davon, wenn wir einen Club aufmachen – ein Club für Mädchen wie uns?“
Verständnislos sah sie Tsukune an. „Du willst einen 'Club für Mädchen mit komischen Kräften' gründen?“ fragte sie. „Denkst du, da würde sich auch nur eine melden?“
„Natürlich nicht öffentlich, Dummerchen“, erklärte ihre Freundin. „Ein geheimer Club – zu Beginn sind es nur wir drei. Aber wir geben uns eine Clubsatzung, daß wir allen, die wir finden, die so sind wie wir, die Wahrheit über den Hintergrund erzählen. Und dann verpflichten wir uns alle dazu, unsere Kräfte nur für das Gute und die Gerechtigkeit einzusetzen...“
„Das hast du aus einem Manga geklaut“, beschwerte sich Hitomi, „aber die Idee an sich ist nicht schlecht. Wir sollten wirklich zusehen, daß wir denen, die auch Impfstoff X-X-X ausgesetzt waren, alles erzählen. Es ist ein ziemlich dämliches Gefühl, wenn man glaubt, man wäre das einzige Mädchen, mit dem was nicht in Ordnung ist.“

Tsukune schmunzelte. „Das kannst du laut sagen, Hitomi-chan“, meinte sie. „Aber wie würden wir dann diesen Club nennen?
„Na, das liegt doch auf der Hand“, grinste Sakura. „Generation XXX.“

Das klatschende Geräusch, als sich sowohl Tsukune als auch Hitomi an die Stirn schlugen, kam fast in Stereo an die Ohren des blonden Mädchens.

ENDE


Japan-Glossar:
„I am fly so highly“: dieser Satz ist völlig verqueres Englisch, was aber nicht alleine an Sakuras mangelhaften Kenntnissen liegt, sondern auch daran, daß sie solches „Engrish“ tagtäglich in der japanischen Popmusik hört. Mitten in einem japanischen Lied werden, weil es „cool“ klingt, grammatikalisch völlig falsche englische Satzfetzen eingestreut wie z.B. „Be up and doing, future is mine“ (stammt aus „Mr. Moonlight“ von Morning Musume, falls es jemanden interessiert).

Liebeshotel: eine japanische Eigenart. Nachdem man aufgrund gesellschaftlicher Konventionen einen Freund oder eine Freundin nicht einfach nach Hause mitbringen kann, wenn man etwas mehr vorhat, ist es unter Teenagern üblich geworden, sich in bestimmten Hotels stundenweise Zimmer für die traute Zweisamkeit zu mieten.

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