Jimenez fragen

Nachdem ich Carlos zur Tür begleitet habe, bitte ich Jimenez in mein Zimmer. Eigentlich ist ein vertrauensvoller Umgang mit Untergebenen hier nicht üblich, aber ich vertraue Jimenez und wir sind ein gutes Team.

Ich bin etwas ratlos, was das alles soll, aber Jimenez klärt mich auf:“Chef, das ist häufig so. Viele junge Schwule hier haben Komplexe und sind schuldbeladen. Man muss sie erstmal dazu zwingen, mit einem Sex zu haben. Dann legen sie ihre Hemmungen ab und werden Teil der Gemeinschaft.“

„Achso“, sage ich, „dann muss Raul doch einfach Elvis nur sagen, dass er gar nicht schwul ist, das ist doch die Lösung.“

Jimenez schüttelt den Kopf:“Ich kenne Elvis. Wenn er so einen Brief schreibt, will er auch Sex. Ausserdem geht er davon aus, dass jeder genau weiss, was er tut, wenn er in eine von unseren Bars geht. Da geht niemand einfach so hin. Sein Vater weiss bestimmt nicht alles über ihn, da bin ich sicher.“

„Hm... aber er will ja nun eine Lösung. Was könnten wir denn tun ?“

Jimenez weiss etwas:“Naja, ich könnte Elvis kontaktieren und ihm einen anderen Kerl schmackhaft machen, z.B. Juan, meinen Ex-Lover. Ich weiss, dass Elvis ziemlich scharf auf ihn ist.“

„Würde Juan denn da mitmachen?“ frage ich. Jimenez grinst:“Tja, käme auf den Versuch an. Aber einen Schreiber wird das schon kosten, denke ich!“

Ich grinse zurück. Mit „Schreiber“ meint Jimenez einen Montblanc-Füller, die zur Zeit ein enormes Statussymbol auf der Insel darstellen. Deshalb kaufe ich auch jedesmal einen halben Laden leer (und schmuggele ihn durch den Zoll, denn auf der Dominikanischen Republik gibt es eine enorme Luxussteuer), wenn ich in Deutschland bin. Eigentlich sind sie nur für meine wichtigen Mandanten (und Beamte und Polizisten, mit denen ich mich gutstellen muss) gedacht. Wenn ich für diesen Fall einen opfern muss, dann nur, wenn Rosalia ein heisses Gerät und obendrein eine Granate im Bett ist! Andernfalls soll doch Carlos und Raul sehen wo sie bleiben

„Alles klar, dann weiss ich Bescheid“. Jimenez nickt:“Danke, Chef, wenn ich Dir helfen konnte. Soll ich das organisieren ?“

Ich winke erstmal ab:“Danke, Jimenez, aber erstmal muss ich sehen, ob mir Carlos’ Angebot gefällt! Ich sage Dir Bescheid! Du hast mir aber sehr geholfen, vielen Dank!“

Jimenez verabschiedet sich und geht wieder an seine Arbeit. Am Mittag rufe ich dann Carlos an und sage ihm, dass ich eine Lösung habe. Carlos will sich schon bedanken, da sage ich ihm:“Vorsicht! Erstmal will ich Deine Tochter begutachten, ob sie überhaupt in meinem Büro arbeiten kann. Dann entscheide ich, ob ich Dir helfe!“

Carlos entschuldigt sich und verspricht, Rosalia noch am selben Nachmittag bei mir vorbeizuschicken. Und tatsächlich klingelt es um etwa halb vier an der Tür...