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Chapter 6 by Daemony Daemony

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Die geopferte Unschuld

Ich weiß, weshalb du hier bist. Und ich kann dir helfen.

Schwester Dorothees Kopf ruckte hoch. Sie war sicher, dass sie die Stimme gehört hatte, die den Satz sprach. Doch konnte sie nicht ausmachen, woher diese gekommen war. Sie hatte den Verdacht, dass die Statue zu ihr gesprochen hatte, obwohl diese völlig unbeweglich schien und ganz scher nicht die Lippen bewegt hatte. Was ging hier vor sich?

Ich werde dir helfen, aber das hat seinen Preis.

Nun war sie ganz sicher. Obwohl die Worte sich direkt hinter ihrer Stirn gebildet hatten, konnte es nicht anders sein, als dass sie von der starren, vor ihr thronenden Gestalt stammten. Was für einen Preis das Ding im Sinn hatte, konnte sie sich schon vorstellen. Dazu musste sie nur die beschämende Zurschaustellung der Körper ihrer Vorgängerinnen ansehen.

"Nein, das werde ich niemals tun."

Ihre Stimme klang fester, als sie sich selber fühlte. Gleichzeitig schwante ihr, dass sie hier niemandem etwas vormachen konnte. Weder ihm, noch sich selbst.

Ach, ja? Warum bist du dann hier?

"Hatte ich denn je eine Wahl? Ich durchschaue dich, Dämon. Du hast mir eine Falle gestellt, um mich hierher zu locken. Und nun gaukelst du mir ein Trugbild vor, um meine Standfestigkeit zu erschüttern. Aber nein. Ich werde meine Tugend nicht aufgeben."

Das Lachen, das in ihrem Schädel widerhallte, war das schrecklichste Geräusch, das sie je vernommen hatte.

Alle, die du hier siehst, hatten mir dieselben Worte entgegengespien. Und doch erkannten sie am Ende, was ihre Pflicht war. Oder bist du so voller Hochmut, dass du glaubst, du als einzige könntest dein eigenes Wohl über das deines Ordens stellen? Dein Kloster und die Gemeinschaft, in der du lebst, wären schon längst zerfallen und vergessen, wenn diese Frauen sich nicht geopfert hätten, um seine Zukunft zu sichern. Meinst du, du bist besser als sie?

Dorothees Entschlossenheit wankte. Die Argumente ergaben auf eine verdrehte Art Sinn. Sie schloss die Augen und versuchte, in ihrem Innern Ruhe und Gewissheit zu finden. Doch sie fand nur Unruhe und Selbstzweifel.

"Ich mache es!"

Entsetzt blickte Schwester Dorothee seitwärts zu ihrer Gefährtin, die sich mit gefalteten Händen erhoben hatte und dem Dämon entschlossen in die starren Augen sah. Ihr "Nein!" wurde von dem schallenden Gelächter übertönt, das in ihren Ohren dröhnte.

Die Figur erhob sich. Aus kaltem Stein wurde warmes Fleisch. Gelenke und Muskeln dehnten und lockerten sich nach jahrhundertelanger Starre. Hoch überragte er die zierliche Schwester Innocenza. Er streckte eine Hand aus und strich ihr unerwartet zärtlich über die Wange. Die junge Nonne erbebte unter der Berührung.

"Oh, du bist so unschuldig", lachte der Dämon leise in sich hinein.

"Nein", flüsterte Dorothee. Unsäglicher Schrecken hatte sie erfasst. Innocenza, die Unschuldige, durfte sich nicht für etwas opfern, das sie zu verantworten hatte. Doch wie könnte sie dieses Opfer noch abwenden?

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