Die Flucht

Marianne stieß die Zimmertüren ihrer Töchter auf. "Packt das nötigste zusammen, wir fahren weg!". Dabei schnappte sie sich eine Tasche, in die sie einige Kleidungstücke, Taschenlampen, Dosen, Batterien und ihr Familienalbum hineinwarf. Nach nur zehn Minuten standen alle gepackt und angezogen im Eingangsbereich.

Ihre zwei Töchter, im Alter von 18 und 19 Jahren, waren noch immer müde und verstanden nicht was los war, merkten jedoch durch das Verhalten ihrer Mutter, dass die Lage ernst war. Zur Tür hinaus bot sich ihnen einen Anblick des absoluten Chaos: Die Nachbarn liefen hin und her zwischen Haus und Auto und versuchten so schnell sie nur konnten es mit Hab und Gut vollzuladen. Ein Ehepaar schrie sich an ihrem Auto an, die Frau hielt einen Blumentopf in den Armen, während der Mann nicht einmal mehr die Kofferraumtür zubekam. Ein anderer Nachbar war gerade dabei aus seiner Einfahrt zu fahren und hatte es dabei so eilig, dass er die Mülltonne übersah, die er im nächsten Moment mit auf die Straße riss.

Nur fünf Häuser weiter war ein Mann dabei, Ölkanister auf seinem Jeep zu laden, als der Postbote ihm von hinten in den Nacken biss. Zumindest war es das, was von dem Postboten noch übrig war, denn wiedererkennen konnte man ihn mit seinen blutunterlaufenen Augen und der fehlenden Gesichtshälfte ganz sicher nicht mehr.

Davon bekamen Marianne und ihre Töchter aber nichts mehr mit. Sie waren schon im Auto und fuhren aus der Straße in Richtung des Highways raus aus der Stadt. Der Highway war wie zu erwarten voll und es ging keinen Schritt vorwärts. Das Chaos holte sie erneut ein, als 500 Meter hinter ihnen die Menschen aus ihren Autos stiegen und zu rennen begannen.

Warum wurde klar, nachdem Marianne sah, wie jemand mit blutverschmiertem Gesicht sich auf eine Frau warf, nachdem diese gerade ausgestiegen war. Marianne und ihre Töchter liefen wie viele andere auch runter von der Straße in Richtung der Bäume, wo sie ihre Verfolger abschütteln konnten.

Von hier aus begannen die Wochen und Monate des Laufens, Versteckens und dem verzweifelten Versuch irgendwie am Leben zu bleiben.