Das Wiedersehen

Jiao saß in ihrem Mini Cooper, sie düste zügig und direkt zu der Adresse, die Julia ihr am Telefon genannt hatte. Die Chinesin lächelte. Wäre doch gelacht, wenn sie ihrer ehemaligen Mitschülerin nicht zum zweiten Mal das Herz brechen könnte. So schüchtern wie sie damals war, würde sie ihr auch heute nicht das Wasser reichen können, soviel stand mal fest. Bei dem Gedanken kribbelte es schon zwischen ihren Beinen. Sie erreichte die letzte Kreuzung und bog in die von Julia genannte Straße. Jiao stand vor der Adresse. Ein relativ neues Mehrparteienhaus, aber mehrere Etagen wirkten unbewohnt. Direkt vor der Haustür gab es weder einen Stellplatz für ihr Auto noch einen befestigten Gehweg. Was war das für eine verlassene Gegend? Jiao stellte ihren Flitzer an der Straße ab und stieg aus. Die mitgebrachte billige Flasche Wein verbarg sie unter ihrem Jäckchen und stöckelte zur Tür. Die Klingelanlage schien gerade erst angebract zu sein. Es fehlten noch einige Namensschilder. Da war der gesuchte Name. Sie war also richtig. Jiao klingelte. Der Tueroeffner summte, sie betrat den Hausflur. Fahrstuhl in die dritte Etage. Keine der Wohnungstüren ist geöffnet.

Ah, am Ende des Flurs wird eine Wohnungstür geöffnet. Jiao geht darauf zu und erkennt Julia.

„Da bist du ja!“