Das Ende eines Hochzeitstages

Die beiden Geschäftsleute, mit denen die junge Frau sich unterhielt, mussten mein Interesse an ihrer Gesprächspartnerin bemerkt haben, denn sie sahen mich beide ganz irritiert an. Es dauerte einen Moment, bis das anscheinend auch der jungen Frau auffiel. Sie stockte mitten in ihrem Gespräch und drehte sich zu mir um. „Oh, mein Gott“, stieß meine Waltraud überrascht hervor und wurde ganz blass. In ihrem geschminkten Gesicht war eine Mischung aus Schock und blankem Entsetzen zu erkennen. Ich war ebenso schockiert, so dass ich kein einziges Wort hervorbrachte. Ich starrte meine Frau nur ungläubig an, schüttelte dann den Kopf und drehte mich um, um zu gehen. „Oh Gott, Martin, warte doch bitte“, hörte ich Waltrauds flehende Stimme hinter mir. Mir wurde plötzlich speiübel. Ich musste schnellstmöglich an die frische Luft und drängte mich durch die ausgelassen feiernden Menschen hindurch.

Ich sah noch, wie meine Freunde Manfred und Klaus mir von unserem Tisch her zuwinkten, doch ich beachtete sie einfach nicht. Endlich hatte ich die Ausgangstür erreicht und taumelte auf die halbdunkle Gasse hinaus. Ich hörte schnelle Schritte auf dem Steinpflaster hinter mir. „Martin, warte bitte. Lass mich erklären“, rief Waltraud mir nach. Schließlich hatte sie mich eingeholt und hielt mich an meinem Arm fest. „Warte, bleib bitte stehen“, bat sie außer Atem. „Was willst du mir erklären?“ fuhr ich meine Frau an und musterte sie abschätzend von Kopf bis Fuß. „Ob du pro Stunde bezahlt wirst? Oder pro Kerl?“ fragte ich in einem ganz bewusst verletzendem Ton. Waltraud schlug sich erschrocken die Hände vors Gesicht. „Martin, bitte, hör mir doch zu“, flehte sie mich an. Ich schüttelte energisch den Kopf. „Lass mich einfach in Ruhe, Waltraud. Ich will dich nie mehr wiedersehen“, keuchte ich mit erstickter Stimme.

In diesem Moment kam ein bulliger Mann wie aus dem Nichts auf uns zu. „Nein, Malik, Artan,“, schrie Waltraud plötzlich auf. Doch der Mann war offensichtlich sehr wütend. Als Waltraud sich ihm in den Weg stellte, stieß er sie so brutal beiseite, so dass sie mit einem Schmerzensschrei auf das harte Steinpflaster stürzte. Ich drehte meinen Kopf herum und sah plötzlich eine geballte Faust auf mich zukommen. Im letzten Moment gelang es mir dem Schlag auszuweichen. „Nein!“ schrie Waltraud erneut auf. Mit tränenüberströmtem Gesicht kniete sie auf dem harten Pflaster, ihre beiden aufgeschürften Knie blutend. Dadurch war ich einen kurzen Moment abgelenkt. Im nächsten Augenblick spürte ich bereits einen stechenden **** in der rechten Seite und ging zu Boden. Mir wurde schwarz vor Augen. Ich hörte Sirenengeheul, die Stimmen von Wolfgang und Martin. Das letzte was ich noch mitbekam war, dass Waltraud sich über mich beugte und laut schrie: „Sie haben ihn umgebracht!“ Dann verlor ich das Bewusstsein …