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Chapter 8

What's next?

Das Defilee der Pinguine

Maria Josepha führte ihre Schützlinge über die staubige Straße durch den Ort in Richtung der Festwiese. Es war ein klarer sonniger Tag im Süden Portugals und sie hätte es vorgezogen, in der Kühle der Klostermauern bleiben zu können, anstatt sich der Hitze im Freien auszusetzen. Aber ihre Autoritätsstellung als Novizenmeisterin gebot es, dass sie den Auftrag der Oberin ohne Murren ausführte, um den jüngeren Nonnen ein Vorbild zu sein.

Kaum hatten sie die steinerne Brücke überquert, wurden sie auch schon von einem kleinwüchsigen Mann in einem farbenfrohen dreiteiligen Anzug und einem hohen Zylinderhut auf dem Kopf entdeckt, der auf einem Podest neben dem Eingangstor zum Rummel stand. Er hüpfte aufgeregt auf und ab und schrie ihnen entgegen.

„Oh! Welche Ehre und welch Vergnügen, die ehrwürdigen Schwestern vom Konvent der großherzigen Maria hier bei unserem bescheidenen Karneval begrüßen zu dürfen. Kommen Sie, kommen Sie näher!“

Er winkte ihnen hektisch, heranzukommen, obwohl sich bereits eine Schlange von Wartenden vor dem Kassenhäuschen gebildet hatte. Würdevoll richtete sich Maria Josepha auf und schritt an den Menschen vorbei. Vorsorglich tastete sie unter ihrem Habit nach dem Geldbeutel, aus dem sie die erwartbaren Ausgaben des Ausflugs bezahlen wollte.

Der Rummelbesitzer kletterte behände von seinem erhöhten Standplatz und öffnete ein breites Tor. Mit einer tiefen Verbeugung bat er die Neuankömmlinge einzutreten.

„Ihr Besuch ist eine besondere Auszeichnung für uns. Selbstverständlich dürfen Sie kostenlos alle Attraktionen benutzen, alles andere wäre nicht angemessen.“

Dabei bedachte er sie von unten herauf mit einem breiten Lächeln, das jedem Krokodil zur Ehre gereicht hätte.

„Nun gut, vielen Dank für Ihre Großzügigkeit, wir nehmen die Einladung an und werden das gesparte Geld stattdessen in die Kollekte für die Bedürftigen spenden“, beschied sie ihn.

Mit durchgedrücktem Kreuz marschierte sie voran, im Gänsemarsch gefolgt von ihren Mitschwestern, die in ihren schwarz-weißen Gewändern wie eine Schar Pinguine wirkten. Nicht alle Umstehenden betrachteten den Vorbeizug mit Wohlwollen über die bevorzugte Behandlung der Nonnen, während sie selbst warten und Eintritt zahlen mussten.

Kaum hatten sie die Gassen zwischen den Zelten und Buden betreten, schienen sie sich in einer anderen Welt zu befinden. Alles war bunt und laut, ungewohnte verführerische Gerüche umwehten sie. Zumindest war das Gedränge auf den mit Sägespänen bestreuten Wegen nicht zu eng. So trippelten sie weiter in einer Reihe auf das vermeintliche Zentrum des Rummelplatzes zu. Aus dem Gewimmel heraus sah alles größer und weitläufiger aus, als es von außen den Anschein gehabt hätte. Die Menge an Aufbauten, Vergnügungsstätten und selbst ganzen, über Nacht aus Holz errichteten mehrstöckigen Gebäuden war überwältigend. Sie kamen an Fahrgeschäften, Schießbuden, Imbissständen, Theaterzelten und Ausstellungskabinetten vorbei. Viel mehr, als auf der kleinen Wiese eigentlich hätten Platz haben dürfen. War so etwas überhaupt möglich?

Auf einem zentralen Platz, auf dem zahlreiche Weg sternförmig zusammenliefen, hielt Maria Josepha an und rief nach hinten: „Also Schwestern, welche Attraktion wollen wir zuerst besuchen?“

Sie drehte sich um und erstarrte zur Salzsäule. Da stand nur ein kleines Mädchen, das an einer riesigen Wolke aus Zuckerwatte mümmelte, und sah neugierig zu ihr auf. Von ihren elf Zöglingen keine Spur.

„Arg.“

Sie fuhr sich mit einer Hand verärgert über das Gesicht. Sie hatte schon befürchtet, dass dieser Besuchstag nicht so geordnet und reibungslos von statten gehen würde, wie sie es sich gewünscht hätte. Wo waren die anderen abgeblieben?

Was erleben die Nonnen auf dem Rummel?

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