Allein mit Maren am See

Es ist warm, fast sommerlich. Maren schlägt vor, eine kleine Pause an einem See zu machen. Harriet stimmt zu.

Der See liegt ein Stück abseits der Straße, die Ecke, die sie aufsuchen, ist baumbestanden, hat aber genug freie Fläche, dass man da im Gras liegen kann und im Schatten ist, wenn man möchte.

„Das ist wirklich schön hier!“, sagt Harriet.

„Bin hier sehr gerne mit meinen Freundinnen“, sagt Maren, „hier kannst du auch nackt baden oder textilfrei in der Sonne liegen, den Platz kennen nicht viele.“

Harriet überlegt, ob das ein dezenter Hinweis sein soll, dass sie sich ausziehen soll. Aber Maren verfolgt das Thema nicht weiter, behält selbst ihre Kleidung an. Was nicht viel ist. Unterwäsche, dünnes Sommerkleid. Schuhe hat sie gerade ausgezogen, watet ein bisschen im Wasser. Harriet macht es ihr nach. Sie hat freilich heute ihren konservativen Look an, wie sie selbst das nennt: kurzärmeliges undurchsichtiges T-Shirt ohne Ausschnitt, lange Hose. Macht sie wie die meisten ihrer Mitschülerinnen, wenn, wie heute, eine Doppelstunde Englisch bei dem alten Lustmolch anliegt, der förmlich zu sabbern anfängt, wenn er nackte Mädchenbeine sieht. Die Hose hat sie jetzt bis zu den Knien hochgekrempelt.

Maren und sie unterhalten sich ein wenig, bleiben beim Unverfänglichen.

„Ich glaube, ich gehe doch mal eine Runde schwimmen“, sagt dann Maren unvermittelt, geht an Land und zieht sich komplett aus, legt ihre Kleidung auf der Rückbank ihres offen stehenden Wagens ab, holt aus dem Kofferraum zwei Badetücher, hängt die über eine Autotür und geht dann selbst zügig ins Wasser und beginnt zu schwimmen. „Sogar noch wärmer als gestern“, sagt sie zu Harriet, fordert diese aber nicht auf, es ihr gleichzutun.

Im Moment ist Harriet sowieso noch absolut geflasht vom Anblick von Marens Körper. Was für ein Body! Perfekte Proportionen. Maren ist etwa so groß wie Harriet, hat etwas größere, runde Brüste, glatt rasierte Scham, schwarzes Haar im Bubikopf-Stil und war viel an der Sonne, Da, wo BH und Slip sonst sitzen, ist die Haut etwas heller, aber nicht viel, Maren liegt also nicht selten völlig nackt in der Sonne. Harriet spürt zwischen ihren Beinen ein Jucken. Und fasst einen Entschluss: Nein, sie will kein schüchternes Mädchen sein. Außerdem scheint sie hier wirklich niemand sehen zu können. Und es wäre ihr höchst unangenehm, wenn ihr Slip jetzt von Muschisekret durchfeuchtet werden würde. Drum zieht sie ihn aus, nachdem sie alle anderen Kleidungsstücke abgelegt hat, und geht ebenfalls völlig nackt in den See, um zu schwimmen. Maren hat recht, das Wasser ist wirklich warm.

Beide Frauen schwimmen ein Weilchen nebeneinander her, unterhalten sich nun über schon etwas ernstere, intimere Dinge. Maren erzählt, wie sie entjungfert wurde. Als Mittelstufenschülerin. Auf einer Schulparty. Deutlich alkoholisiert. Von zwei Mitschülern. Auf einem Holztisch in einem Nebenraum. Sozusagen Standardvariante. Die Hälfte aller Mädchen an ihrer Schule habe auf die Weise ihre Unschuld verloren.

Harriet druckst herum. Sie hat da nichts zu berichten (da nichts erlebt). Maren guckt sie besorgt an: „War es so traumatisch, dass du es nicht erzählen kannst?“, fragt sie fürsorglich. Mittlerweile stehen sie bis fast zum Hals in seichtem Wasser. Harriet muss lächeln: „Nein, gar nicht. Es ist nur so ... es hat noch nicht stattgefunden.“ Es fällt ihr schwer, das zuzugeben, sie hat Angst, dass der eindeutig erfahrenen Maren das zu viel an Unerfahrenheit ist. Die Angst erweist sich als unbegründet, denn ein Strahlen geht über Marens fröhliches Gesicht: „Wie geil ist das denn ... du bist noch Jungfrau, Süße ... wie hast du das geschafft? Du bist so eine Hübsche, die Jungs müssen doch dauernd versuchen, dich flachzulegen.“ Harriets Einwand, so hübsch sei sie doch gar nicht, lässt Maren nicht gelten. Dann erklärt Harriet, dass sie mit Jungs allenfalls auf Kumpelebene was anfangen kann, jede Form von Sex mit ihnen ihr ein Gräuel ist.