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Chapter 2 by Daemony Daemony

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7 Versuchung

Pater Mathias kniete allein vor dem Altar, die Hände fest um den Rosenkranz geschlungen. Der harte Steinboden drückte schmerzhaft gegen seine Knie und die Kälte kroch in seine Beine. Doch er ließ nicht ab von seinem Gebet. Seine Stimme war ein leises Murmeln, kaum mehr als ein Flüstern, das sich in der Weite der Kirche verlor.

Er hatte schwere Sorgen und suchte im Gebet nach Lösungen, die nicht kommen wollten. Seine Gemeinde lag ihm am Herzen. Er würde alles für sie tun. Doch was konnte er tun? Die Schwierigkeiten und Probleme, die das Dorf und die umliegenden Gehöfte niederdrückten, lagen außerhalb seiner Möglichkeiten.

Die Ernten in diesem Jahr waren katastrophal schlecht gewesen. Das Korn war von Unwettern niedergedrückt, die Obstbäume waren vom Frost um ihren Ertrag gebracht und die Feldfrüchte von Fäule verdorben worden. Es drohte ein schlimmer Winter. Einige Bewohner dachten daran fortzuziehen. Und diejenigen, die bleiben wollten, wussten nicht, wie sie den Frühling erleben würden.

Das Tageslicht war der Nacht gewichen und Dunkelheit kroch durch die Fenster herein. Nur der schwache Schein des ewigen Lichts über dem Altar spendete gerade so viel Helligkeit, dass man die Konturen der ersten paar Reihen der Kirchenbänke erahnen konnte. Draußen kam Wind auf, der die knorrigen Äste der kahlen Bäume gegen die nassen Mauern und die bleigrauen Fenster kratzen ließ, als ob der **** selbst Einlass begehrte.

Mathias versuchte, sich auf das Gebet zu konzentrieren, doch seine Gedanken schweiften ständig ab. Ihn erfüllte eine Vorahnung, die ihm den Hals zuschnürte und sein Herz hämmern ließ. Woher auch immer kam eine Gewissheit, dass in dieser Nacht etwas geschehen würde, das sein Leben völlig umkrempeln sollte. Ob zum Guten oder zum Bösen, das konnte er nicht sagen. Er wusste nur eines: So wie bisher konnte sein Leben nicht weitergehen.

Eine Windböe schmetterte einen Ast gegen eine der Glasscheiben und der laute Knall ließ ihn zusammenzucken. Eine unbestimmte Angst packte ihn und er sah sich furchtsam um. Ihn beschlich das Gefühl, als ob er nicht mehr allein in dem weitläufigen Kirchenschiff wäre. Dabei waren die Türen geschlossen und er hatte nicht bemerkt, dass jemand hereingekommen wäre. War da jemand? Dort, wo die Schatten am tiefsten waren, meinte er, eine Bewegung wahrzunehmen. Er kniff die Augen zusammen und blinzelte in die Dunkelheit.

"Ist da wer?"

Seine Stimme klang selbst in seinen eigenen Ohren schwach und gebrochen.

Anstelle einer Antwort hörte er Schritte, das helle Klacken hoher Absätze auf dem nackten Stein. Sie kamen näher. Eine Silhouette schälte sich aus der Finsternis, kaum mehr als ein schwarzer Schemen in der Dunkelheit. Doch ihre Augen oder zwei Punkte dort, wo ihre Augen sein sollten, funkelten wie helle Sterne. Ihr Licht war weiß und kalt. Es spendete keinen Trost, sondern schnitt wie eisiger Frost in seine Seele.

"Wer sind Sie? Was wollen Sie hier?", krächzte er mit rauer Kehle.

Die Gestalt kam näher und Mathias meinte, in ihr eine Frau zu erkennen. Er hatte sie noch nie zuvor gesehen. Und sie passte auch gar nicht hierher in diese ländliche Gegend mit ihren bodenständigen, konservativen Bewohnern. Ihre Kleidung war, soweit der Pastor es beurteilen konnte, modern und stilbewusst. Ein elegant, figurbetont geschnittenes Kostüm mit engem Bleistiftrock. Darunter eine dunkelrote Bluse, die gerade so weit aufgeknöpft war, dass man den Ansatz ihres üppigen Busens mehr als nur erahnen konnte. Eine wogende, tiefschwarze Lockenpracht umrahmte ihr Gesicht, das erstaunlicherweise kindliche Naivität mit verführerischer Raffinesse vereinte.

"Ich bin hier, um dir zu helfen."

Der Klang ihrer Worte war süß und melodisch. Süß wie die Sünde, dachte Mathias. Und doch konnte er nicht anders, als ihr zu antworten.

"Wie kommen Sie darauf, dass ich Hilfe brauche?"

"Ach, Mathias. Deine Lage ist zu ernst, als dass du Spielchen treiben solltest. Wenn du möchtest, dass ich gehe, sage es einfach. Ein Wort von dir und ich bin weg und komme auch nicht mehr wieder. Wenn du also glaubst, die einzige Chance darauf, deine Probleme lösen zu können, verstreichen zu lassen, dann tue weiter so, als wüsstest du nicht, wovon ich spreche."

Woher wusste sie seinen Namen? Aber das war in diesem Moment wohl zweitrangig. Er musste zugeben, dass sie recht hatte. Er konnte es sich nicht leisten, Hilfe auszuschlagen, um das Dorf zu retten, auch wenn er sich gegenwärtig noch nicht vorstellen konnte, was diese geheimnisvolle Frau anzubieten hätte. Aber wenn sie tatsächlich in der Lage war, die Not seiner Gemeinde zu lindern, dann war er es seinen Schäfchen schuldig, sie anzuhören. Egal, was es ihn kosten möge. Denn dass diese Hilfe einen Preis haben würde, dessen war er sich sicher. Und er war bereit, ihn zu bezahlen.

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