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Chapter 2 by Daemony Daemony

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6 Höllische Hochzeit

"Bist du sicher, dass es richtig ist, was wir tun, Eduard?"

Luisas Stimme war sehr leise und trug die Unsicherheit mit sich, die die junge Frau fühlte. Sie liebte Eduard über alle Maßen, daran gab es keinen Zweifel. Aber sich mitten in der Nacht aus dem Haus stehlen wie eine Diebin und in seinen alten, klapprigen Wagen zu steigen, ohne sich von ihren Eltern zu verabschieden, kam ihr trotzdem falsch vor. Ja, er hatte recht, dass ihre Familien einer Heirat nie zugestimmt hätten, weil sie über Generationen schon im Streit lagen. Den wahren Grund dafür kannte wohl niemand mehr. Und dennoch oder vielleicht gerade deshalb schien eine Versöhnung unmöglich.

Entgegen aller Wahrscheinlichkeit hatten sich Luisa und Eduard getroffen, kennen und lieben gelernt. Nur durften sie niemanden davon wissen lassen, ansonsten hätten ihre Eltern dafür gesorgt, dass sie sich nie mehr wieder sehen. Eduard hätte der Militärdienst und Einsätze in fernen Ländern gedroht. Luisa würde vermutlich ins Kloster abgeschoben werden. Unglücklicherweise erzählte sie in einer schwachen Stunde ihrer jüngeren Schwester von den heimlichen Treffen und geheimen Briefen zwischen ihr und ihrem Geliebten. Trotz aller Schwüre der Vertraulichkeit hatte sich die Schwester verplappert und alles schien verloren. So vereinbarten sie den wagemutigen und verzweifelten Plan, gemeinsam zu fliehen und sich in einer abgelegenen Kirche, wo niemand sie und ihre Familien kannte, trauen zu lassen.

Auf ihrer Flucht mieden sie die Hauptstraßen und kamen nur langsam voran. Nach Stunden meinten sie, genügend Abstand zwischen sich und ihre vermeintlichen Verfolger gebracht zu haben und sahen sich nach einem Ort um, an dem sie bleiben könnten. Oben auf einem Hügel abseits des Weges entdeckten sie ein Gebäudeensemble, dessen höchstes spitzes Dach von einem Kreuz gekrönt war. Dorthin bog Eduard von der asphaltierten Straße ab.

Das alte Auto rumpelte über den steinigen Feldweg und die beiden Passagiere wurden wild hin und her geworfen. Im Wagen war es stickig und Luisa hätte gerne das Fenster geöffnet, um durch den Fahrtwind etwas Kühlung zu bekommen, doch der aufgewirbelte Staub hielt sie davor zurück. Daher steckte sie zwei Finger in den engen Kragen ihres Kleids, um sich so ein wenig Erleichterung zu verschaffen. Sie trug das vererbte Brautkleid einer Großtante in leicht angegilbtem Weiß, um keine Zeit zu verlieren, sobald sie einen geeigneten Ort fanden, um ihre Heirat zu zelebrieren. Das Oberteil saß sehr eng und behinderte sie beim tiefen Durchatmen, offenbar war Luisa, was den Busen anging, von Mutter Natur großzügiger bedacht worden als ihre verstorbene Verwandte. Es zu ändern und an ihre Maße anzupassen, war angesichts des überstürzten Aufbruchs natürlich nicht möglich gewesen.

Eduard trug einen schwarzen Anzug, der an den Ärmeln schon ein wenig abgewetzt war. Seine vormals akkurat sitzende Krawatte hatte er längst gelockert. Mit beiden Händen umklammerte er das Lenkrad, um das Fahrzeug in der unebenen Spur zu halten. Er warf ihr einen kurzen Seitenblick zu, ehe er sich wieder auf die Strecke konzentrierte.

"Ja, ganz sicher, Luisa. Wir müssen heiraten und unsere Ehe vollziehen, bevor uns unsere Familien auseinanderreißen und auf ewig trennen können. Du liebst mich doch auch, nicht wahr?"

"Aber selbstverständlich. Mehr als mein Leben, Liebster."

Sie wollte ihn nicht verlieren. Die Sorgen und Zweifel konnte sie aber dennoch nicht ganz aus ihren Gedanken verbannen. Die Vorstellung, dass sie bereits heute Nacht nebeneinander als Mann und Frau in einem Ehebett liegen sollten und - nun ja - das tun würden, was Mann und Frau so tun, wenn sie im Ehebett liegen, machte ihr doch ein bisschen Angst. Sie hatte schlecht ihre Mutter um Rat fragen können, um sich nicht zu verraten. Und das wenige, das sie über die Hochzeitsnacht wusste, flößte ihr nicht besonderes viel Zuversicht ein.

Endlich erreichten sie ihr Reiseziel und Eduard stoppte den Wagen. Vor ihnen ragte eine abweisende, hohe Mauer auf, der einzige Durchgang eine schmale Pforte mit einem kleinen vergitterten Fenster.

Sie stiegen aus.

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